LG Rhein-Wied-Sportlerin Sophia Junk hätte den Fairnesspreis verdient
Mit Olympia-Bronze in Neuwied empfangen
Neuwied. Einen großen Empfang bereitete die Stadt Neuwied der Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Sophia Junk. Dabei begeisterte die 25-Jährige nicht nur mit sympathischer Persönlichkeit und Edelmetall. Sportbund Rheinland-Präsidentin Monika Sauer möchte einen Fairnesspreis für Sophia Junk.
Rückblick: Auf den Tag genau eine Woche zuvor erreichten Sophia Junk, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase in einer senssationellen Zeit das Finale in der 4x100-Meter-Staffel. Tags darauf lief die DLV-Staffel dann überraschend zu Bronze. Ohne Sophia Junk. An ihrer Stelle startete Alexandra Burghardt.
Tränen nach Halbfinallauf
„Ich habe schon im Zieleinlauf gemerkt, dass etwas mit der Muskulatur nicht stimmt“, berichtete die Sprinterin. 98 Prozent, erklärte Sophia Junk, seien für das olympische Finale einfach zu wenig. Weil sie in sich das größte Risiko für die Gruppe sah und auch der Physiotherapeut nicht helfen konnte, verzichtete die LG-Rhein-Wied Athletin kurz nach dem Lauf auf das Finale.
Emotional sei ihr der Verzicht nicht leichtgefallen, Tränen flossen reichlich. Ausschlag gegeben hatte das Bauchgefühl. Das persönliche Ego hinter die Mannschaft zu stellen, begeisterte Monika Sauer. Und dass, obwohl Sophia Junk als Startläuferin praktisch die Grundlage des Mannschaftserfolgs geschaffen hatte.
Magie von Paris
Die Medaillengewinnerin ließ die geladenen Gäste Olympia Atmosphäre schnuppern. Obwohl schon bei etlichen Europa- und Weltmeisterschaften am Start, sei Paris etwas Magisches gewesen. Selbst zum Vorlauf sei das Stade de France praktisch ausverkauft gewesen. Sophia Junk hielt sich an den Rat der Kollegen, diese unglaubliche Atmosphäre auszublenden und sich vollends zu konzentrieren. „Ich war schon arg nervös“, verriet Sophia Junk. Erst nach dem Zieleinlauf habe sie die Stimmung im Stadion genossen.
Obwohl nur auf der Tribüne, sei sie im Finale viel nervöser gewesen. Die große Frage war, wie der Wechsel des Staffelholzes von Alexandra Burghardt auf Lisa Mayer gelänge, weil beide sich nicht aufeinander einspielen konnten. Mit Nachfassen konnte Lisa Mayer das Staffelholz übernehmen, das Quartett lief trotzdem zu Bronze.
Langer Weg zur Medaille
Für Sophia Junk ging damit ein Traum in Erfüllung, der 2008 Fahrt aufnahm. Im Jahr zuvor bei der TG Konz mit der Leichtathletik begonnen, war die Jugendliche vom Auftritt von Usain Bolt in Peking so begeistert, dass sie fortan von Olympia träumte. Sophia Junk war bereit, dafür Opfer zu bringen und hart zu arbeiten.
Im Alter von 15 Jahren ging es von Konz aufs Sportinternat nach Koblenz. Im Jugendkader feilte Martin Schmitz an der Technik und holte die Sprinterin zur LG Rhein-Wied. Natürlich war ihr Jugendtrainer, wie viele weitere Weggefährten, ebenfalls beim Empfang dabei. „Sophia liefert, wenn es darauf ankommt, und kann ihre Leistung auf den Punkt abrufen“, berichtete Martin Schmitz.
Sophia Junk findet bei der Landespolizei optimale Bedingungen für das Training. „Ganz selbstlos ist ihre Beschäftigung nicht“, gestand Polizeivizepräsident Jürgen Süs. Die Sprinterin sei eine tolle Werbeträgerin und trage zum guten Ruf der Polizei bei. Werbung macht Sophia Junk auch für ihre sportliche Wahlheimat Neuwied.
„Nach Lilli Schwarzkopf und Kai Kazmirek ist Sophia Junk bereits die dritte Olympionikin aus der LG Rhein-Wied“, verkündete Erwin Rüddel. Der Vorsitzende bezeichnete den Zusammenschluss mehrerer Vereine als erfolgreichste LG in Rheinland-Pfalz. In der Feierstunde fragte Moderator Daniel Schüller Erwin Rüddel nach dem Erfolgsrezept. Der LG-Vorsitzende verwies auf bessere Rahmenbedingungen als in Mainz und Leverkusen. Oberbürgermeister Jan Einig erinnerte an die Sportstätten und die neue Leichtathletik Halle, aber unterstrich gleichzeitig, dass so etwas, aufgrund klammer Kassen, nur in enger Zusammenarbeit mit den Vereinen möglich sei.
Von einer überragenden Wirkung sprach Oberbürgermeister Jan Einig. Neuwied sei in aller Munde. Gemeinsam liegt dem Oberbürgermeister und den Sportfunktionären am Herzen, dass die Erfolge von Sophia Junk Kinder und Jugendliche zum Sport motivieren. Dafür, dass Träume in Erfüllung gehen können, sei Sophia Junk der beste Beweis.
Problemfeld Finanzierung
Angesichts der aktuellen Diskussionen brachte der Moderator die Finanzierung des Spitzensports zur Sprache. 10.000 Euro erhält die Staffel. Anders als beim Fußball, wo jede der Bronze-Gewinnerinnen einen Geldpreis bekommt, müssen die insgesamt sechs Sprinterinnen das Geld teilen. „Des Geldes wegen laufen wir ohnehin nicht“, stellte Sophia Junk achselzuckend fest. „Wir haben in der Sportförderung noch einiges vor uns“, konstatierte Monika Sauer. Was Sport und Schule bzw. Studium anbelangt, lohne ein Blick in Richtung USA. Einig waren sich alle Anwesenden, dass die Änderung bei den Bundesjugendspielen vom Wettkampf zum Wettbewerb das falsche Signal sei.
Und in noch einem Punkt bestand Konsens: Eine erfolgreiche Karriere, wie die von Sophia Junk, kann nur auf Basis familiärer Unterstützung und funktionierenden Vereinen mit Ehrenamtlern, Übungsleitern und Trainern, gedeihen. FF