Im Garten der Burg Kreuzberg endet die Event-Reihe „Offene Gärten der Ahr“
Schlussakkord zwischen edlen Rosen und alten Mauern
Kreuzberg. Zwischen edlen Rosen und historischen Burgmauern geht die diesjährige Event-Reihe „Offene Gärten der Ahr“ am Samstag, 28. September, 15 bis 18 Uhr, zu Ende. Maximal 50 Gäste können in der weitläufigen Anlage unterhalb der Burg Kreuzberg einen heilen Garten erleben – als Versprechen, wie einst der ganze Ort wieder sein wird.
An der Burgkapelle am Fuß der Burg Kreuzberg beginnt der malerische Weg nach oben. Sie wurde als Ersatz für die erste Kapelle direkt an der Ahr in der Barockzeit erbaut. Hinter dem schmiedeeisernen Tor erstreckt sich der große Burggarten, ummantelt von einer Ringmauer. Seine schönste Zeit hat er, wenn die Rosen blühen, von denen es eine Menge gibt. Vor allem rote mit Namen Joseph Guy. Eine alte und sehr robuste Züchtung, die selten in Gärten geworden ist. Bei richtiger Pflege blüht sie jahrzehntelang im Sommer wie im Herbst – im Burggarten tut sie dies nun schon seit 70 Jahren. Bereits der Fahrweg zeugt vom üppigen Rosengarten: Mit zwei Wendungen führt er zur eigentlichen Burg und ist rechts wie links gesäumt von edlen Rosenbüschen. Der Garten, der in drei alte Weinberg-Terrassen übergeht, teilt sich auf zwei große Wiesen. Auf der rechten dominieren ausnahmsweise keine Rosen: Der ausladende und prachtvoll im Sommer blühende Tamarisken-Strauch ist immer wieder ein Blickfang.
Alle zwei Jahre gibt es ein Burggartenfest, das diesjährige fällt mit den „Offenen Gärten der Ahr“ zusammen. Ein historischer Garten ist es nicht, aber ein schöner, der sich anlehnt an die Struktur des Barocks. Angelegt haben ihn ab 1949 Philipp Freiherr von Boeselager und seine Frau Rosa Maria.
Philipp von Boeselager, der am 1. Mai 2008 auf Burg Kreuzberg verstarb, war das letzte Mitglied des innersten Kreises der Hitler-Attentäter um Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Generalmajor Henning von Tresckow vom 20. Juli 1944. Von Boeselager besorgte den Sprengstoff für das Hitler-Attentat, der in das Flugzeug geschmuggelt wurde, mit dem Adolf Hitler flog. Aber das Attentat misslang, weil die Zünder im unbeheizten Gepäckraum des Flugzeugs eingefroren waren. In den Garten der Burg Kreuzberg integriert ist ein kleiner Friedhof. Hier hat Philipp von Boeselager neben Ehefrau Rosa Maria seine letzte Ruhestätte gefunden.
„Wir haben uns auf die ,Offenen Gärten der Ahr‘ eingelassen, weil der Burggarten für die Kreuzberger nach der Flutkatastrophe wichtig geworden ist – als Hubschrauberlandeplatz, Standort fürs Technische Hilfswerk und für Sanitäter. Betroffene wie Gäste können nun einen heilen Garten erleben, der einem ganzen Ort verspricht, dass alles wieder gut wird“, sagt Praxedis von Boeselager. Auf der linken Wiese sieht man ihn noch – den Abdruck des Wasserreservoirs in Schwimmbadgröße, das den Kreuzbergern nach der Flut wertvolle Dienste leistete. Das Gras war „ewig zusammengedrückt“, erzählt die Baronin, „die Wiese musste dort neu eingesät werden.“
Dass Helfer in Hubschraubern nur auf der rechten Wiese gelandet sind, um die Bäume linker Hand nicht durch Sogwirkung und Wind zu entlauben, hat gut funktioniert. Bis auf ein Mal. Da landet der Pilot auf der linken Seite. In Sorge um die altgedienten Bäume eilt Praxedis von Boeselager zu ihm, der sie freundlich begrüßt – auf Fränkisch, Heimatsprache der Baronin, die aus Ostoberfranken in Bayern stammt. Der Pilot, inzwischen im oberbayerischen Ohlstadt zuhause und als Helfer in Kreuzberg gelandet, ist tief betroffen über das Ausmaß der Zerstörung des idyllischen Ortes, das er von oben gesehen hat. Kaum zurück in Ohlstadt überzeugt er den dortigen Bürgermeister Christian Scheurer, eine große Sammelaktion ins Leben zu rufen. Eine enorme Summe kommt zusammen, sie fließt nun komplett in den Wiederaufbau des Kreuzberger Bürgerhauses.
Nach einem Ausflug in die Geschichte der Burg, den Praxedis von Boeselager unternimmt, und einem Imbiss ist Zeit für den Auftritt von Emilian Wagner, der ein klassisches Gitarrenkonzert in der Burgkapelle geben wird. Wagner, seit vier Jahren Student für Konzertgitarre an der Hochschule für Musik in Berlin, hat Familie in Kreuzberg/Ahr, die ihn schon einmal engagiert hat, in der Burgkapelle zu spielen. Der Erfolg darf sich nun wiederholen.
Der Eintritt in Garten und Konzert ist frei, um Spenden wird gebeten: Alle Einnahmen fließen vollständig in den Wiederaufbau von Kreuzberg.