Mehr als 2500 Fans feiern bei „Typisch Kölsch“ im Kurpark von Bad Neuenahr
Schunkeln, springen, singen – Feiern zu kölsche Tön
Karneval im Hochsommer
Bad Neuenahr. „Typisch Kölsch“ im Kurpark von Bad Neuenahr. Eijentlich möht mr die janz Jeschicht op Kölsch schriewe, doch dat künne mr dänne Immies net andohn. Äwwe met Hätz künne mr schriewe.
Und genau dieses Herz von Köln schlägt auch an der Ahr in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Denn schließlich war der heutige Stadtteil Ahrweiler mehr als 700 Jahre lang Mithaubtstadt (mit b) von Kurköln. Ein Herz, das in Kriegen und Fluten geweint, doch immer wieder Fröhlichkeit gefunden hat. Und wer am Samstag einen Blick in den Bad Neuenahrer Kurpark geworfen hat, der sah, dass die Menschen den Slogan nach der Flut - „Unsere Stadt wird wieder bunt“ - wörtlich nehmen.
Die Veranstaltung „Typisch Kölsch“ war Karneval im Hochsommer. Denn wenn Kölner Mundartbands der Extraklasse aufschlagen, ist Farbe Trumpf. Ob gestandene Männer im Schottenrock, als Indiana Jones mit Hut und Peitsche, zierliche Elfen oder Freundinnen im Einheitslook zu Junggesellinenabschied, alle wollten nur eins: feiern zu kölsche Tön – schunkeln, springen, singen. Und auch Kraftsport: Pittermännchen und Kranzschleppen, einarmiges Reißen in der 0,3-Liter-Klasse. Denn Kölsch ist schließlich die einzige Sprache, die man auch trinken kann.
Wechselbad der Gefühle
Und das zu fetzigen, ruhigen und melancholischen Klängen. Ein Wechselbad der Gefühle zwischen der auf den Hintern tätowierten Rose, dem „ahle Mann füer dr Wiertschaftsdüür“ und der heimlichen Fluthymne des Ahrtals, „In oosem Veedel“. Ahrtal-Tourismus und der Festausschuss Karneval Bad Neuenahr-Ahrweiler (FAK) hatten erneut das richtige Händchen bei der Auswahl der Band gehabt. Und natürlich auch Lokalmatadore verpflichtet. So stimmten „Jeckeditz“ aus der Kreisstadt als Eisbrecher bei knapp 30 Grad im Schatten Lieder von Kölner Größen an und lieferten den mehr als 2500 Besuchern einen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen sollte.
Zugpferde waren ohne Zweifel die Bands „Kasalla“ und die „Räuber“, aber auch alle anderen Bands wurden gefeiert. So „Eldorado“ oder „Stadtrand“, die als Nachwuchs Großes erwarten lassen. Und auch Überraschungen gab es. So als „Kasalla“ auf tausendstimmige Zugabe-Rufe hin die Bühne verließ und „mitten im Volk“ sein musikalisches Finale feierte. Früher hätte es dafür Blitzlichtfeuerwerk gegeben, heute leuchteten die roten Kontrollbirnchen von ungezählten Handykameras, die das Spektakel fürs Wohnzimmer aufnahmen. Auch gut. Denn kölsches Herz darf ruhig exportiert werden, tut gut.
Die Band „Veedel for 12“ mit ihrer Mischung aus bekannten kölschen Megahits bis hin zu den Beatles stimmte schließlich auf das Finale ein. Krönender Abschluss von „Typisch Kölsch“ waren die „Räuber“. Sie haben es sich nicht nehmen lassen, auf ihrer „Dreimolelf Jubiläumstour 2024“ Station im Ahrtal zu machen. Im Gepäck hatten sie neben ihren unzähligen legendären Songs wie „Für die Iwigkeit“ oder „Dat es Heimat“ auch ihren neuesten Hit „Oben unten“, der sich auch als Aufschrift auf der dicken Trimmel gut machte.
Musikalisches Feuerwerk
Mehr als sechs Stunden musikalisches Feuerwerk, das verdient mehr als Schlussapplaus. Das verdient auch Dank, für alles, die im Hintergrund zum Gelingen beigetragen haben. Von den Teams von Ahrtal-Tourismus über den FAK bis hin zu Rotkreuzlern und Security. „Alles gut, reibungslos, super“, bilanzierte denn auch Jan Ritter vom der städtischen Marketinggesellschaft im Gespräch mit Blick aktuell am späten Abend, freute sich gleichzeitig auf das neue Gesicht des Kurparks. Denn bis 2026 sollen die neue Konzerthalle und die sogenannte Kurparkrandbebauung stehen. Und auch für das äußere Bild des früheren Kurparkcafés, in dem heute die Touristiker untergebracht sind, gibt es Ideen.
Problem: Wo findet „Typisch Kölsch 2025 statt? Da ist Udo Willerscheid vom FAK optimistisch: „Die Leute wollen das und dann machen wir das.“ Es gebe genug Ausweichmöglichkeiten in der Stadt. Als eine der Möglichkeiten liebäugelt er untere anderem mit einem Umzug nach Ahrweiler, in die Quarzkaul. „Wir sind für alles offen“, sagte Willerscheid und beschrieb damit gleichzeitig das, was für die Fans das kölsche Hätz im Ahrtal bedeutet: „Mr sin all Minsche, mir hahlen zesamme on os Stadt wierd widde bunt.“ Für Immies respektive Zugereiste: „Wir sind alles Menschen, wir halten zusammen und unsere Stadt wird wieder bunt.“ GS