Bei der Sitzung des Mayener Stadtrats ging es turbulent zu
„Bäume haben es schwer bei uns in Mayen“
Projektplanerin Susanne Weihrauch aus Solingen überraschte das Gremium mit der Aussage, dass eine Neubepflanzung an der Nette möglicherweise ausgeschlossen ist
Mayen.Vergleichsweise ruhig ging es zu während der Sitzung des Mayener Stadtrats am vergangenen Donnerstag im Sitzungssaal des Rathauses, zumindest in der ersten halben Stunde. Zur Einwohnerfragestunde war niemand erschienen, die neuen Ratsmitglieder waren schnell verpflichtet. Natascha Lentes von den Grünen, neben Bürgermeister Bernhard Mauel (CDU) und Thomas Schroeder (FDP) als Beigeordnete am Start, nutzte die Chance und erklärte den Anwesenden explizit, warum sie die Doppelbelastung (Beigeordnete/Fraktion) nicht mehr auf sich nehmen wolle. Sie bedankte sich für zehn Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit und freute sich darüber, dass „die AfD gemeinsam aus dem Stadtrat verdrängt“ worden sei.
Danach war Schluss mit lustig, Punkt 14 der Tagesordnung (Lebendige Zentren, Wasserpförtchen, erforderliche Planungsanpassung) wurde vorgezogen. Projektplanerin Susanne Weihrauch aus Solingen überraschte das Gremium mit der Aussage, dass eine Neubepflanzung mit Bäumen an der Nette möglicherweise ausgeschlossen ist. Zu Beginn des Jahres 2023 hatte die Fällaktion der Stadt an der Nette für großes Aufsehen gesorgt. Damals fielen im Bereich des Wasserpförtchens 23 Bäume der Säge zum Opfer. Die Stadt behauptete damals, dass es eine notwendige Aktion gewesen sei. Diese Fällung sei der Tatsache geschuldet, dass das gesamte Areal zwischen dem Brückentor und der Sankt-Veit-Brücke auf der rechten Seite der Nette in großem Stil umgebaut werde.
Mittlerweile sei festgestellt worden, dass eine Vielzahl an Versorgungsleitungen verbaut worden ist. „Es gibt eigentlich in Mayen keine Fläche, in der keine Leitungen eingebracht sind“, erklärte Weihrauch und rief damit Unverständnis hervor. Von daher müsse auf Bäume verzichtet werden, eine Bepflanzung sei vollkommen unrealistisch. „Der Wegfall der Bäume tut auch uns extrem weh“, betonte Weihrauch. Schmerzen rief diese Aussage bei allen Beteiligten hervor. „Mit Ironie kommen wir nicht weiter, wir müssen schleunigst eine Lösung finden. Es ist schlecht, dass wir erst jetzt mit dieser Problematik konfrontiert werden“, klagte Oberbürgermeister Dirk Meid.
Der Fraktionschef der Grünen, Michael Sexauer, beantragte eine Sitzungsunterbrechung. Die zehn Minuten nutzten Fraktionen und Verwaltung, um mit den Planern um eine Lösung zu ringen, durch die eine Bepflanzung mit Bäumen nicht ausgeschlossen wird. „Drei Tage vor dem Ende der Maßnahme können wir keine Bäume mehr pflanzen“, meinte Christoph Rosenbaum, der CDU-Fraktionsvorsitzende. „Ich befürchte, dass uns die Zeitkeule noch einholt, denn den Verantwortlichen für das Millionenprojekt sitzt schließlich eine Frist im Nacken“, blickte Ekkehard Raab (FDP) voraus. Die Ratsmitglieder erarbeiteten schließlich einen Kompromiss, der „uns im Gesamtprojekt eine gewisse Flexibilität einräumt“, betonte Meid.
Sieben Bäume stehen momentan noch im Wasserpförtchen. Wie viele es am Ende sein werden, weiß niemand. Die Freien Wähler Mayen stimmten mit sieben Stimmen gegen diesen Kompromiss. CDU, SPD, FDP und Grüne votierten für den geänderten Beschlussvorschlag. FWM-Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Schönberg brachte es auf den Punkt: „Bäume haben es schwer bei uns in Mayen.“