Mitglieder und Gäste des Historischen Vereins Andernach waren zu Gast in Wiesbaden
Besuch in der „Fünf-Sterne-Stadt“
Andernach. Fünf-Sterne-Stadt nannte Helmut Schön (ehemaliger Bundestrainer) Wiesbaden: Wasser, Wiesen, Wälder, Wein, Wohlbehagen. Einen ähnlich positiven Eindruck hinterlässt die Stadt bei den Mitgliedern und Gästen des Historischen Vereins Andernach, die in Ihrer jüngsten Exkursion die Bäderstadt näher kennenlernen konnten.
Was macht aus einem in Wiesen eingebetteten, von bewaldeten Bergen und Hügeln gerahmten Ort etwas Besonderes? Die z. T. über 60 Grad heißen Thermalquellen!
Die wussten auch die Römer schon zu schätzen und nannten den Ort „Aquae Mattiacorum“, Wasser der Mattiaker, einem germanischen Stamm der Chatten, die hier lebten. Selbst der Sinter dieser Quellen wurde als „Mattialische Kugeln“ zum Haarefärben bis nach Rom geschickt. So schreibt Marcus Valerius Martial nach Hause: „Alte, gehst du daran, das greisende Haar zu färben, nimm dann dazu mattialische Kugeln von mir.“
Geht man durch die Gassen, steigen an vielen Stellen heiße Dämpfe aus dem Untergrund. Kein Wunder, dass man in früher Zeit einen Drachen im Erdreich vermutete, was sich in einer Sage erhalten hat. Wiesbaden gehörte seit dem Mittelalter den Grafen von Nassau. Als in der Barockzeit das Schloß Biebrich in Wiesbaden Hauptresidenz des Hauses Nassau wurde und 1806 auch Regierungssitz des Herzogtums, erlebte Wiesbaden eine ungeahnte städtebauliche Entwicklung. Die Einwohnerzahl wuchs innerhalb eines Jahrhunderts von 4000 Personen auf über 100.000 Einwohner. Nun wurde die Stadt als Kurstadt ausgebaut und erlebte als „Nizza des Nordens“ einen regelrechten Boom. Das fast mediterrane Klima, die heißen Quellen und neue prachtvolle Gebäude (Klassizismus, Historismus, Jugendstil), wie dem „Schönsten Kurhaus der Welt“ (Kaiser Wilhelm II), lockten neben dem Adel, der dem Haus Nassau in die Residenzstadt gefolgt war, die High Society des 19. Jahrhunderts an: Bänker, Industrielle, Künstler, Literaten - alle flanierten und kurten in Wiesbaden und logierten in den damals neu gebauten Luxushotels und verspielten ihr Geld im Casino. Eine große Zahl von repräsentativen Villen entstanden in der Stadt mit den meisten Millionären der damaligen Zeit.
Der Erste Weltkrieg machte dem ein jähes Ende, der Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg setzten der Stadt sehr zu.
Durch Dwight D. Eisenhower, der in der Besatzungszeit das Land Groß-Hessen gründete, wurde Wiesbaden letztlich zur Hauptstadt des neuen Landes Hessen.
Das mondäne Flair hat sich durch den Niedergang des Großbürgertums verloren, aber der Charme der ehemaligen Bäderstadt mit seinem historischen Kern im Fünfeck und dem Kurpark machen Wiesbaden zu einem lohnenden Ziel, darin waren sich die Besucher einig.