Echtes Engerscher Mädchen an der Spitze der Heimbach-Weiser Möhnen
Fastnachtsgecken schwören Obermöhn Silvia (Wirges) die Treue
Heimbach-Weis. Als sich beim großen Finale gegen Mitternacht alle Mitwirkenden und die ganze Festhalle vor Obermöhn Silvia (Wirges) verneigte und ihr beim Obermöhnenlied die Treue bis Aschermittwoch schworen, ging der offizielle Teil einer fulminanten Heimbacher Möhnensitzung zu Ende – reich gespickt an temporeichen und witzigen Beiträgen und vielen emotionalen Momenten. Zu beiden trug die neue Obermöhn mit ihrem vielseitig-talentierten Gefolge bei.
Man konnte sich gut vorstellen, wie viel Liebe, Zeit und Mühen alle Aktiven und der Vorstand des Heimbacher Möhnenvereins in die Inszenierung investiert hatten. Und genau das, was hinter der Bühne und abseits der Kulissen passiert, ist es, was der neuen Obermöhn nach eigenen Bekunden an der Heimbach-Weiser Fassenacht so gut gefällt. Als kleines Mädchen und Heranwachsende war der Karneval in Engers eigentlich mehr Pflicht als Lust. Zu wichtig war der Schwester der sportlich erfolgreichen Roos-Familie aus der Schlossstraße die Leichtathletik.
Doch beim Besuch einer Sitzung im benachbarten Dörfje infizierte sich Obermöhn Silvia mit der Fassenacht und ist seitdem beim Veilchendienstagszug und seit 2x11 Jahren, als Teil des „Hötchenbastelvereins, beim Möhnenzug an Schwerdonnerstag dabei. Dass ihr närrischer Teil des Herzens für Heimbach-Weis schlägt, liegt auch an Kawänzmännchen Henning, der in der Karnevalshochburg fest verankert ist. Dies und noch viel mehr verriet Protokollaria Annegret Schneider beim Verlesen des Lebenslaufs.
„Keen Ruh im Arsch“
Auch, dass die neue Obermöhn „keen Ruh im Arsch hat“ und zur Rudelbildung neigt. Neben dem Camping Rudel, dem Familien Rudel, dem Jahrgangsrudel (78/79) und vielen anderen Rudeln hat sie nun auch ein Ukulelen Rudel. Das Instrument bekam sie von ihrem Gefolge, komplettiert durch Kerstin Kübler (Frau für alle Fälle), Michaela Hinterwälder (Mundschenkin), Anja Schäfer (Schatzmeisterin) und Bärbel Rust (D-Jane), geschenkt. Als wichtigstes Rudel „Ihr seid mein Antrieb“ stellte Obermöhn Silvia ihre Familie heraus. Bei der vom Publikum vehement eingeforderten Zugabe zum Ehrentanz machten neben den Möhnerichen auch ihre vier Kinder mit. Dass Obermöhn Silvia abseits der närrischen Aktivitäten ihr Engagement in die Kirchengemeinde, dem TV Engers und als Schulelternsprecherin einbringt, macht sie zu einem besonders engagierten Teil der Gesellschaft. Und Obermöhn Silvia hat eine Mission: Die Fassenacht kennt keine Ortsschilder und wer so schön feiern kann, trage zum Frieden in der Welt bei.
Das mit dem Ortschild unterstrich das Organisationstalent mit dem offiziellen Empfang, zu dem sie die Garden, Vereine, Elferräte und Vorstände mit Bussen von Heimbach-Weis zum Lokschuppen nach Engers chauffieren ließ. Vor der Proklamation der neuen Obermöhn bedankten sich die Heimbacher und Weiser Möhnenvorstände bei Vorgängerin Danni (Fiedler). Die blickte auf bewegende Corona-Jahre, die ihr zwei Sessionen Regentschaft, einen Sommerumzug aber auch einen Hagelschaden am Prunkwagen bescherten, zurück. Insgesamt sprach Danni Fiedler von einer tollen, unvergesslichen Zeit und bedankte sich bei allen Fastnachtsgecken für die großartige Unterstützung.
Zirkuszauber in der Festhalle
Nach dem offiziellen Protokoll und der Schar von Gratulanten aus der Dorfgemeinschaft hieß es: Licht aus, Spott an und Manege frei. Der Möhnenvorstand wirbelte artistisch und künstlerisch durch den Saal und eröffnete den Ball. Präsidentin Kathrin Lange und Sonja Weber begeisterten gesanglich. Überhaupt wurde am Samstagabend viel gesungen. Darunter Obermöhn Silvia und ihr Gefolge sowie der Kirchenchor, der seinem Mitglied einen sakral-weltlichen Glückwunsch trällerte. Für Abwechslung im Programm eines Möhnenballs und gleichzeitig Gänsehaut sorgten Jule Lang, Nele Pörzgen und Celina Dunkel mit Songs auf Deutsch und Englisch. Das Genre Sketche und Humor bespielten die Nachtschwärmer („Die deutsche Bahn“) und die beiden Urgesteine Marta und Berta, die sich diesmal auf Kreuzfahrt befanden. Ruhe im Saal war notwendig, als die Glitzergirls („Beethoven“) in einer originellen Nummer Lieder auf ihren Oberschenkeln klatschten.
Zu den emotionalen Momenten mit Standing Ovations zählte der Abschied von Hannelore Stock. Nach 17 Jahren hatte der Hauptmann zum letzten Mal seine Heimbacher Möhnengarde über die Bühne kommandiert. Mehr als originell war die Schwarzlicht Nummer „An der Theke“. Die Tanzgruppen, allen voran die Tanzgarde der KG-Weis, die Funken und das Männerballett, brachten die Stimmung im Saal ein ums andere Mal zum Kochen. Die Aventuras, Dancing Queens und das feurige Möhnenballett rissen das Publikum mit aufwendigen Choreografien und atemberaubenden Kostümen in ihren Bann.
Nach dem fulminanten Finale mit dem Treueschwur auf die neue Obermöhn war in der Festhalle noch lange nicht Schluss. Mit Kölsch-Rock der Engerscher Band Knochelecker wurde noch bis ganz weit nach Mitternacht gefeiert. Zufrieden bilanzierte Präsidentin Kathrin Lange: „Endlich wieder Festhalle“.
Nach dem Corona-Aus und dem durch einen Hagelschaden bedingten Umzug nach Gladbach im Vorjahr sowie der ausverkauften Festhalle heute sei das Brauchtum vollends wiederhergestellt.
FF