Wie im Himmel fasziniert Publikum - Alle Premieren gespielt
Gewitter beendet Premiere vorzeitig
Mayen. Es war zu ahnen, dass es eine knappe Angelegenheit werden würde. Die Wetterprognosen hatten ein Gewitter für den Samstagabend zum voraussichtlichen Ende der zweiten Premiere auf der großen Bühne der Genovevaburg vorhergesagt. „Wie im Himmel“ so der Titel der Inszenierung und was den Premierenabend angeht, muss man leider sagen, dass auch Blitz und Donner zum Himmel gehören.
Mit zunehmender Spieldauer wanderten die Blicke immer sorgenvoller zu eben diesem Himmel, denn das angekündigte Unwetter nährte sich (zu) schnell. Ursprünglich hatten die Wetterprognosen noch einen kleinen Zeitpuffer für ein trockenes Ende der Premiere hergegeben und so fielen auch die Reden zu Beginn der vierten Premiere in dieser Spielzeit kurz aus. Aber leider verkürzte sich das Zeitfenster zusehens, sodass fünfzehn Minuten vor dem Ende die Veranstaltung zum Bedauern aller Anwesenden abgebrochen werden musste. Sicherheit geht nun einmal vor und der Burghof war kaum geräumt, da setzte der Regen ein und das Gewitter brach los.
Ein bedauerlicher Abschluss eines bis dahin wundervollen Theaterabends, der sich nahtlos in die bisher so gelungene Festspielzeit einfügte.
Es ist die berührende Geschichte des Stardirigenten Daniel Daréus (Michael Ophelders), der sich in der Abgeschiedenheit seines Heimatdorfes von einem Zusammenbruch erholen möchte. Trotz Bedenken übernimmt er die Leitung des örtlichen Kirchenchores, der sich nach und nach zu musikalischen Höchstleistungen aufschwingt.
Und in dieser Gemengelage offenbaren sich zahlreiche unausgesprochene Konflikte. Da ist Gabriella (Sabine Brandauer), die von ihrem Mann terrorisiert und geschlagen wird. Oder der Pfarrer (Philipp Sebastian), der dem Neuankömmling seinen Status in der Gemeinde neidet. Es sind die menschlichen Freuden und Tragödien rund um die Liebe, der Suche nach Anerkennung oder lange hingenommene Kränkungen, die die mögliche heile Welt in dem kleinen Ort bedrohen. Jede Figur wird vom achtköpfigen Ensemble geschickt herausgearbeitet und hat ihre ganz besonderen Augenblicke in der Inszenierung von Thomas Goritzki. Herausragend in dieser Riege wunderbarer Schauspielerinnen und Schauspieler ist Florian Thunemann, der als beeinträchtigter Tore, oft nur im Hintergrund agierend, brilliert.
Eine besondere Rolle nimmt der Burgfestspielchor ein, der während des gesamten Stücks auf der Bühne präsent ist und die Handlung durch Gesten, Gesangseinlagen und Kommentierungen unterstreicht und begleitet.
Mucksmäuschenstill ist es oft während der rund zweistündigen Aufführung, weil Handlung und Akteure ihr Publikum in den Bann ziehen. Gut gesetzte Pointen lockern die Spannung immer wieder auf, um diese dann wieder zu steigern. Richtig beeindruckend wird es, wenn das Ensemble zeigt, wozu es gesanglich in der Lage ist. Man würde sich tatsächlich den einen oder anderen zusätzlichen Gesangspart wünschen.
Das Ende konnte das Premierenpublikum leider nicht erleben und so blieb dem gut aufgelegten Ensemble der verdiente Abschlussapplaus versagt. Wie intensiv dieser Beifall ausfallen und wie begeistert das Publikum am Ende der Vorstellung sein kann, ließ sich schon bei der Generalprobe am Freitag erahnen, als der Beifall nicht enden wollte.
BLA