Heimatmuseum, Gemeinde- und Vereinsarchiv in Niederzissen eröffnet
Sammelleidenschaft von Heinz Schröder lieferte Grundstock
Niederzissen. Voller Stolz nahmen der Kultur- und Heimatverein Niederzissen (KHV) und die Ortsgemeinde Niederzissen die neuen Räumlichkeiten des Heimatmuseums und des Gemeinde- und Vereinsarchivs in der Alten Schule am Marktplatz in Betrieb. Möglich wurde dies insbesondere durch die Sammelleidenschaft von Heinz Schröder, den viele Niederzissener nur „Manes“ nennen.
Heinz Schröder sammelte seit den frühen 60er Jahren alles über Niederzissen und seine Bewohner, was er in seinem Wohnhaus unterbringen und archivieren konnte.
Dazu gehörten Vereinsdokumente, Zeitungsausschnitte, Bilder und Regale voller Werkzeuge, Geräte und Besonderheiten, die man heute kaum noch kennt und bei so manchem Betrachter oftmals völlige Ratlosigkeit beschert. Wer sich über die Vergangenheit von Niederzissen und der Entwicklung des Ortes informieren will, wendete sich bisher am besten an „das lebende Lexikon“ seiner Heimatgemeinde.
„Für den Kultur- und Heimatverein Niederzissen und alle an der Geschichte von Niederzissen Interessierte war diese Sammelleidenschaft ein Segen“, stellte dann auch der Vorsitzende des KHV Niederzissen, Richard Keuler, zutreffend und dankbar fest, der zu der Eröffnung viele Gäste „an dem Ort, an dem mindestens drei Generationen Niederzissener in die Schule gegangen sind“, begrüßen konnte. Darunter neben dem Hauptakteur Heinz Schröder und seiner Familie auch Ortsbürgermeister Rolf Hans, Bürgermeister Johannes Bell, den 1. Kreisbeigeordneten Horst Gies (MdL) sowie viele örtliche Vereinsvertreter, Vertreter benachbarter Kommunen und befreundeten Vereinen sowie der Niederzissener Bevölkerung.
Die „Alte Schule“
Keuler wies auf die Bedeutung des Tages hin, bei der ein wichtiger Teil der musealen Bestände, der an diesem Tag erheblich aufgestockt wurde, um interessante archivwürdige Dinge und um einen erneuten Wandel in der Nutzung des „ehrwürdigen Gebäudes“, wie er die „Alte Schule“ liebevoll nannte. Auf deren Geschichte ging Ortsbürgermeister Rolf Hans in seinen Grußworten näher ein. 1913 als Schulgebäude errichtet, war die „Alte Schule“ mit vier Klassenräumen ausgestattet. Als katholische Volksschule fand hier 57 Jahre, also bis 1970 der Schulunterricht in dieser Form statt. Von 1971 bis 1989 diente das Gebäude als reine Grundschule (Klassen 1 bis 4) in Verbindung mit der damals neugeschaffenen Hauptschule Niederzissen, der heutigen „Realschule plus“.
Nach dem Ende als Schulgebäude nutzte die Ortsgemeinde Niederzissen die „Alte Schule“ auf vielfältige Weise. Hier fanden die ersten Blutspendetermine des örtlichen DRK statt. Viele Jahre war sie Heimat der Sozialstation des DRK.
Die frühere Aula im ersten Stock diente als Sitzungs-, Versammlungs- und Veranstaltungsraum für Vereine, Gemeindegremien und das Volksbildungswerk. Das Dachgeschoss wurde ursprünglich als Dienstwohnung genutzt, später wurde hier ein Jugendtreff eingerichtet. Auch der erste Seniorentreff fand in der „Alten Schule“ statt, bevor er seit über 20 Jahren erfolgreich im Foyer der Bausenberghalle seinen Platz gefunden hat. Zeitweise war eine Berufsberatungsstelle für Schüler ebenfalls im Gebäude untergebracht und auch als Übungsräume für eine Tanzgruppe wurde es jahrelang genutzt.
Die Gemeinde Niederzissen war immer im Besitz des Gebäudes und hat dieses auch für ihre Belange genutzt. Die Mitarbeiter des Bauhofes hatten hier ihren Aufenthaltsraum und seit 2015 ist das Gemeindebüro hier untergebracht. Seit 2013 ist die Krippengruppe des Kindergartens „Arche Noah“ im Erdgeschoss eingerichtet mit einem eigenen Spielplatz im hinteren Bereich des Gebäudes.
Vereinsnutzungen erfolgen in den Übungsräumen des Fanfarenzuges Brohltalklänge und den Räumlichkeiten des Junggesellenvereins.
Vergangenes erhalten und für die Zukunft dokumentiert
„Mit der heutigen Eröffnung des Museums und des Gemeinde- und Vereinsarchivs erhält das altehrwürdige Gebäude der „Alten Schule“ eine weitere Einrichtung, die zu seiner Bestimmung passt. Unterlagen und Gegenstände aus der Gemeinde, die den nachfolgenden Generationen Wissen über die Geschichte Niederzissens vermittelt, kann man hier betrachten, womit Vergangenes erhalten und für die Zukunft dokumentiert wird“, erklärte Ortsbürgermeister Rolf Hans. 18 aktive Ortsvereine deckten in einem breiten Spektrum die Felder Sport, Kultur, Politik, Musik und Brauchtumspflege ab, deren ehrenamtliche Tätigkeit sich auch in der heutigen Eröffnung widerspiegele. Federführend habe der KHV seit der Gründung vor 12 Jahren Material und Unterlagen von Vereinen und Privatpersonen für die Ausstattung des Museums und des Archivs gesammelt, wofür er ausdrücklich dankte. Besonderen Dank sagte er aber auch Heinz Schröder, der den überwältigenden Anteil, insbesondere an der Ausstattung des Archivs, geleistet hat und diesen der Gemeinde als Trägerin des Archivs übertragen hat. Richard Keuler dankte allen fleißigen Helfern, die an der Herrichtung der Räume und deren Einrichtung durch eigenes aktives Mitwirken oder aber durch Sachspenden und zur Verfügungsstellung von Materialien mitgewirkt hatten. Er wies aber auch darauf hin, dass seiner Meinung nach die Gemeinde eine Chance vertan habe, als sie den Kauf eines Gebäudes gegenüber der ehemaligen Synagoge abgelehnt habe. Hier hätte der KHV gerne ein Handwerks- und Gewerbemuseum eingerichtet. So müssten auch weiterhin gesammelte Teile in der alten Bushalle am Bahnhof und an anderen Stellen untergebracht werden, die man an dieser Stelle in größerem Umfang und methodischer hätte ausstellen können. Er wies auf weitere private Sammlungen im Ort hin. „So müssen wir mit dem Museum in den vorhandenen Räumen vorlieb nehmen, was wir aber gerne tuen“, bemerkte Keuler.
Bei dem „Archiv“ sei dies anders. Hier könne man sich keinen besseren Platz vorstellen. In den von der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellten Räumen sind in Schwerlastregalen, die mit Zuschüssen aus dem Vereinsförderprogramm des Kreises Ahrweiler gefördert wurden und durch eine großzügige private Spende zur Hälfte finanziert wurden, ist vieles aus der Geschichte der Gemeinde und deren Vereinen untergebracht.
Die derzeitigen Bestände dort sind zum größten Teil aus der Sammlung des 82-jährigen Heinz Schröders, der mit etwa 150 Aktenordnern und zahlreichen Archivkartons rund Dreiviertel der Ausstellungsstücke stellte. Darunter befinden sich alle amtlichen Bekanntmachungsblätter der Verbandsgemeinde Brohltal und viele Ordner über die Gemeinde Niederzissen, die Verbandsgemeinde, die Niederzissener Vereine mit Zeitungsberichten und allem, was man über die Vereine und das Ortsgeschehen im Laufe vieler Jahre sammeln kann und vieles mehr.
Archiv ist das Gedächtnis der Gemeinde
„Man kann auch sagen, das ist so etwas, wie „das Gedächtnis der Gemeinde“ mit wahren Fundgruben zur Heimatgeschichte, die darauf warten, erforscht zu werden“, stellte Keuler abschließend fest. Er appellierte an die Bevölkerung, historische Bilder, Postkarten, Dokumente, Urkunden und sonstiges Nachlassgut dem Gemeindearchiv zur Aufbewahrung zu geben. So sollen auch demnächst Bilder des ehemaligen Lehrers Küffner dem KHV als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt werden.
Auch Kreisbeigeordneter Horst Gies (MdL) sah in dem Wirken von Heinz Schröder und dem KHV Niederzissen ein weiteres „Stück Kulturgeschichte“. Mit der Erforschung der jüdischen Geschichte hätten die Vereinsmitglieder bereits Großartiges auch über die Region hinaus geleistet. Dieses ehrenamtliche Engagement sei ja auch bereits vielfach gewürdigt worden, so auch vom Kreis Ahrweiler mit der Verleihung der Ehrenplakette im Jahre 2013. Gerne fördere man über die Parteigrenzen hinweg im Kreistag das ehrenamtliche Engagement. Sein Dank galt allen, die an diesem großartigen Projekt mitgewirkt hatten.
Auch Bürgermeister Johannes Bell sah in dem Museum eine große Bedeutung zur Erhaltung der örtlichen Geschichte in einer äußerst schnelllebigen Zeit. „Es zeigt uns unsere eigenen Wurzeln. Mit der neuen Nutzung erhält auch dieses historische Gebäude eine weitere Aufwertung“, stellte Bell fest.
„Es ist aber auch für Heinz Schröder ein ganz besonderer und schöner Tag, da sein Archiv jetzt auf Dauer gesichert und aufrecht erhalten wird. Bei einem Blick in das Archiv gilt es auch als Mahnmal für die Jugend, die heute in Frieden, Freiheit und Demokratie aufwachsen kann!“
Gerne nahmen die Gäste die Gelegenheit wahr, nach der Eröffnung die Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen und sich von den vielen gesammelten Werken beeindrucken zu lassen.
WK