Der Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler war auch am dritten Jahrestag der Flutkatstrophe Schauplatz der Gedenkveranstaltung

„Wir bauen eine Brücke zu den Menschen, die wir verloren haben“

15.07.2024 - 12:06

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Flutkatastrophe im Ahrtal jährt sich in diesen Tagen zum dritten Mal. Eine tiefe Zäsur und ein Ereignis, das sich tief ins kollektive Bewusstsein der Menschen eingebrannt hat. An vielen Ahr-Orten gedachte man daher vor allem der 135 Menschen, die in den Fluten ihr Leben verloren. In der Kreisstadt war erneut der Kurpark Schauplatz der Gedenkveranstaltung, wo sich zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst nicht nur zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Vertreter der regionalen und überregionalen Politik eingefunden hatten, darunter auch RLP-Ministerpräsident Alexander Schweitzer, Landrätin Cornelia Weigand und der Opferbeauftragte der Landesregierung, Detlef Platzek.


„Die große Wunde ist noch nicht verheilt“


„Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden. Doch die große Wunde, die die Flut in unserem Tal hinterlassen hat, ist noch nicht verheilt. Immer wieder fließen Tränen, wenn über die Ereignisse des 14. und 15. Juli, die Tage und Wochen danach, erzählt wird. Was wir erlebt und zumeist noch nicht verarbeitet haben, ist wie eine Wunde, die vielleicht schon eine dünne Kruste hat – aber bei der leichtesten Berührung aufzuplatzen droht. Das ist noch so, obgleich sich schon viel verändert hat. Jeden Tag können wir diese Veränderungen in unserem Stadtbild wahrnehmen. Menschen kehren zurück in ihre alte Heimat, Häuser haben wieder Fenster und Türen, Vorgärten sind neu angelegt, zahlreicher Läden wurden wiedereröffnet, Menschen sitzen wieder in Fußgängerzonen, gehen zum Sport, zu Festen und Jubiläen. Die vielen Baustellen zeigen uns – es passiert etwas. Wir leben vielleicht nicht mehr in einem Ausnahmezustand, aber auch noch nicht in einem Alltag, den wir als Normalität bezeichnen würden. Vielleicht beschreibt der Begriff Brückenjahre unsere Gegenwart ganz gut. Wir gehen gerade über diese Brücke: vom Ufer unseres alten Lebens, erschüttert durch die Flut, auf einer Brücke, die noch wackelig scheint und kein Geländer hat. Wir gehen über diese Brücke, vom ich vor der Flut, zu unserem ich danach, von der alten Stadt, zu unserer neuen, wiederaufgebauten und wieder lebenswerten Stadt. Wir haben das eine Ufer verlassen, das andere Ufer aber noch nicht erreicht.


Brücken der Solidarität und des Zusammenhalts


Die Flut hat 2021 viele Brücken fortgerissen, aber noch viele Brücken mehr entstehen lassen. Brücken zwischen Nachbarn oder teils völlig fremden Menschen. Brücken, die bis heute halten. Die Flut hat Brücken entstehen lassen vom Ahrtal in den Rest der Welt. Es sind die Brücken der Solidarität und des Zusammenhalts. Menschen aus der ganzen Region, aus unserem Land und darüber hinaus sind gekommen, um zu helfen. Diese menschlichen Brücken sind es, die uns heute stark machen. Sie sind das Symbol dafür, dass wir trotz aller Widrigkeiten zusammenstehen können. Sie zeigen uns, dass wahre Stärke nicht in Beton und Stahl, sondern in Mitgefühl, Mitmenschlichkeit und Liebe liegt. Nicht die Zeit heilt alle Wunden, die Liebe heilt Wunden. Heute bauen wir eine Brücke der Erinnerung zu den Menschen, die nicht mehr unter uns leben. Wir bauen die Brücke zu den Menschen, die wir verloren haben“, so Bürgermeister Guido Orthen in seiner Gedenkansprache.


„Weg des Aufbaus gemeinsam gehen“


Musikalisch begleitet vom Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde, zelebrierten Pastor Jörg Meyrer und Pfarrer Rüdiger Stiehl einen ökumenischen Gedenkgottesdienst. Anschließend folgte im Beisein von Ministerpräsident Alexander Schweitzer, für den es vier Tage nach seiner Wahl der erste öffentliche Termin war, die Einweihung der Flut-Gedenkstelle an der ehemaligen Maria-Hilf-Brücke im Kurpark. „Der Wiederaufbau ist und bleibt ein Schwerpunkt dieser Landesregierung. Mir ist es wichtig, diese Botschaft direkt zu Beginn meiner Amtszeit den Menschen im Ahrtal im persönlichen Gespräch zu überbringen. Ich versichere, dass wir den Weg des Aufbaus gemeinsam gehen“, so der Ministerpräsident, der zudem betonte, sich auch dem für die Menschen im Ahrtal oftmals massiv belastenden Thema der überbordenden Bürokratie annehmen zu wollen.

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15.07.2024 14:27 Uhr
K. Schmidt

Es ist ja schön, wenn der Ministerpräsident sich jetzt "dem für die Menschen im Ahrtal oftmals massiv belastenden Thema der überbordenden Bürokratie annehmen" will. Herrje, das läuft jetzt alles seit drei Jahren, seit Anfang an war Herr Schweitzer Mitglied der Landesregierung, auch in einer gar nicht so irrelevanten Funktion, und Fraktionsvorsitzender/Parteivorsitz hat er auch schon alles gehabt. Wer genau hat denn diese "überbordende Bürokratie" erfunden? Da war Schweitzer immer vorne mit dabei. Damit ist das auch jetzt wieder kein Versprechen, sondern typisches reines Politikergelaber.



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