Fläche des Factory-Outlet Center in Montabaur wird vergrößert
Neuwieder WirtschaftsForum entschieden gegen FOC-Erweiterung
Montabaur/Neuwied. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord hat als oberste Planungsbehörde des Landes grünes Licht für die Erweiterung des Factory-Outlet Centers in Montabaur (FOC), von 10.000 m2 auf 19.800 m2, gegeben. Bereits 2019 hatte der Betreiber entsprechende Pläne bekanntgegeben und für einen Sturm der Entrüstung bei den umliegenden Städten gesorgt.
Die SGD begründet ihre Entscheidung damit, dass durch die Erweiterung keine rechtlich relevanten Auswirkungen auf die umliegenden Kommunen zu erwarten seien. Das WiFo ist anderer Ansicht: „Der Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Wenn im FOC, dann nicht in der Neuwieder Innenstadt“, bringt es Marion Blettenberg auf den Punkt. Vorstandskollege und Sprecher des Arbeitskreis Standortentwicklung, Frank Wolsfeld, ist verärgert: „Im Verein Regiopole mittleres Rheintal haben sich die Städte Neuwied, Andernach, Bendorf, Koblenz und Lahnstein sowie die Verbandsgemeinden Weißenthurm und Vallendar zu einer Regiopole zusammengeschlossen, um die Region zu stärken, mit der Verbandsgemeinde Montabaur als Partner. Die geplante Kooperation und Absprache von Planungen im Bereich Handel, Gewerbe und Industrie werden durch die geplante Ausweitung des Fashion Outlet Centers Montabaur unterwandert.“
Auch Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig zeigt sich in einer Pressemitteilung enttäuscht. Viel Geld, übrigens auch aus Landesprogrammen, werde in die Innenstadt investiert, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Emotionale Erlebnisse seien das Ziel. Aber dazu gehöre eben auch ein Einkaufserlebnis. „Die Stadt Neuwied tut genau das Richtige, um die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Als ob der Online-Handel für die Geschäfte nicht schon Herausforderung genug ist. Nun entwickelt sich das FOC zu einem noch stärkeren Magneten“, bedauert Marion Blettenberg. Wohlwissend, dass mit dem Gewerbegebiet in Mülheim-Kärlich ebenfalls erhebliche Kaufkraft verloren geht.
Das WiFo schließt sich nicht nur dem Protest der umliegenden Städte Limburg, Mayen, Bendorf, Andernach und viele andere gegen die Erweiterungspläne an, sondern stellt sich ausdrücklich hinter Koblenz. Die Stadt hatte bekannt gegeben, eine Klage beim Oberverwaltungsgericht und ein Normenkontrollverfahren gegen den notwendigen Bebauungsplan in Erwägung zu ziehen. Frank Wolsfeld erklärt den Hintergrund: „Bei Aufstellung eines Bebauungsplans müssen Kommunen die Ziele des Landesentwicklungsplan beachten. Ein Ziel ist die Versorgungsfunktion benachbarter zentraler Orte. Wenn in Koblenz und sogar noch stärker bei uns in Neuwied Geschäfte sterben, ist die Versorgung wohnortnah nicht mehr gewährleistet“.
Pressemitteilung
WirtschaftsForum Neuwied e.V.
Was lädt einen denn ein, in die Neuwieder Innenstadt zum Einkaufen zu fahren? Die paar Geschäfte, die dazu taugen würden, erreicht man nach irrsinniger, oft wechselnder Verkehrsführung, falls man im verdreckten Parkhaus einen zu engen Platz finden konnte, und findet dann eine sehr überschaubare Auswahl. Da ist das Internet eben überlegen, und auch so manches Geschäft im Mülheim-Kärlicher Gewerbegebiet (wobei man dort verkehrsmäßig auch aufpassen muss wann man da hin fährt). Der Aufschrei jetzt gegen Montabaur ist doch völlig an den Ursachen vorbei. Egal, ob in Neuwied, oder Koblenz. Wieso sollte man dort noch zum Einkaufen hin fahren? Noch dazu wenn man dann mal schaut, was man im Monat so für finanzielle Möglichkeiten hat, überhaupt mal klassisch zu shoppen. Ich kann z.B. jedem Rentner nur raten, mal mit nem Enkel im Wachstum neue Klamotten kaufen zu fahren - man wird bange, was das kostet, wenn man überhaupt was findet. FOCs sind dann nur die logische Folge dieser Entwicklungen.