Andrang wie zu besten Zeiten
Italien grüßte zum Sinziger Bücherherbst
Sinzig. Am 3. Oktober wurde der Kirchplatz wieder zum Treffpunkt der Leseratten und Bücherfans. Der Sinziger Bücherherbst gab sich von seinem Angebot her und von der Besucherzahlen ausgehend fast schon so, wie in allerbesten Zeiten.
Denn am Tag der Deutschen Einheit fand ab 9 Uhr auf dem Kirchplatz traditionell der Sinziger Bücherherbst statt - einer der größten Bücherflohmärkte in der Region. Auch das Rahmenprogramm war einmal mehr bunt und umfangreich. In diesem Jahr drehte es sich vorwiegend um Italien.
Der Sinziger Bücherherbst erfreut sich sowohl bei Privatverkäufern als auch bei professionellen Antiquaren großer Beliebtheit, denn an den zahlreichen Verkaufsständen herrscht bunte Vielfalt. Es war wohl für jeden und jedes Alter etwas dabei. Für Anbieter galt dabei eine eiserne Regel: Die Standvergabe lief wie immer ohne vorherige Anmeldung, sprich: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Platz ist aber reichlich vorhanden. Der Veranstalter, die Sinziger Buchhandlung Lesezeit, spendete traditionell den Erlös aus dem Standgeld für einen guten Zweck.
Traditionell erweist der Sinziger Bücherherbst auch dem jeweiligen Gastland der Frankfurter Buchmesse die Ehre. In diesem Jahr war es Italien. So bot die Buchhandlung Lesezeit in Zusammenarbeit mit dem Sinziger Weinhändler Vinophorie nicht nur italienische Weine an, sondern präsentierte auch einen Büchertisch mit Literatur aus und über Italien. Auch Pizza vom Blech gab es. Der Bücherherbst wurde zudem untermalt mit handgemachter Livemusik.
Weniger fröhlich ist der Hintergrund einer Aktion, die die Sinziger Fairtrade-Gruppe beisteuert. Sie drehte sich um „mafiafreie Produkte“ aus Italien. Noch immer kämpft Italien und vor allem der Süden gegen den massiven Einfluss des organisierten Verbrechens auf die Politik und das gesamte Wirtschaftsleben. Die Macht der Mafia bestimmt auf Sizilien und in anderen Regionen Süditaliens den Alltag der Menschen. Sozialkooperativen versuchen, diesen Einfluss zu schmälern und gerade jungen Menschen eine legale Perspektive jenseits der Mafia zu bieten. Beim Bücherherbst wurden nun Produkte aus diesen Kooperativen zum Kauf angeboten.
Die Nachhaltigkeits-AG des Rhein-Gymnasiums führte wieder die bereits traditionelle Kleidertausch-Party unter dem Motto „Kleidertausch statt Einkaufsrausch“ anbieten. Getauscht werden konnte herbstliche und winterliche Mode für Kinder (ab Größe 122) sowie für Damen und Herren (alle Konfektionsgrößen). Es durften bis zu drei Teile zum Tausch abgegeben und beliebig viele Kleidungsstücke mitgenommen werden, auch wenn zuvor keine Kleidung abgegeben wurde. Außerdem gab es Kaffee und Kuchen. Das Haus der offenen Tür (HoT) Sinzig lockte vor allen Dingen die kleinen Besucher mit dem Basteln von venezianischen Masken.
Um 14.30 Uhr wurde eine Stadtführung mit Bernd Linnarz angeboten. Um 15 Uhr kam außerdem der aus Sinzig stammende „Die drei ???“-Autor Andreas Ruch zu einer Signierstunde in die Buchhandlung Lesezeit. Der 48-Jährige hat vor Kurzem mit dem Buch „Die drei ??? und der schwarze Fluch“ bereits seinen zweiten Band in der Kult-Krimi-Reihe veröffentlicht. Da gab es doch schon zahlreiche Fans zum Teil auch mit ganz besonderen Autogrammwünschen.
Zum Hintergrund: Der Sinziger Bücherherbst wurde im Jahr 2001 von dem im März 2016 viel zu früh verstorbenen Buchhändler Benno Schneider aus der Taufe gehoben. Er wurde in diesem Jahr von der Buchhandlung Lesezeit in Kooperation mit dem Bürgerforum Sinzig, der Stadt Sinzig, der Aktivgemeinschaft „WIR sind Sinzig“, dem Rhein-Gymnasium, der Fairtrade-Gruppe Sinzig sowie dem HoT Sinzig veranstaltet. Und der Zuspruch war vor allen Dingen in den Morgenstunden extrem gut. Und so gab es von den Besuchern dann auch viel zustimmende Meinungsäußerung zum diesjährigen Bücherherbst. Eigentlich fehlten nur noch die professionellen Antiquare aus Köln oder Bonn, die zu besten Zeiten in Sinzig fast schon traditionell ihre großen Stände aufschlugen. Aber der große Buchflohmarkt ist zurück auf dem Weg in die Normalität. Denn die Veranstaltung hatte unter Corona und auch dem Flutgeschehen doch schon massiv gelitten.
BL