Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt einstimmig die Vorplanung für die Gestaltung des Kurparks frei
„Ein lebendiger Ort der Erholung und Bildung“
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler hat einstimmig die Vorplanung für die Gestaltung des rund vier Hektar großen Kurparks in Bad Neuenahr nach der Flut freigegeben. Dies mit Ausnahme des Bereiches direkt an der ehemaligen Maria-Hilf-Brücke. Die Gesamtkosten der Maßnahme, die auch die Naturierung des Mühlenteichs (drei Millionen Euro), den Parkplatz Oberstraße (1,4 Millionen Euro) und den Wandelgang als südliche Begrenzung (380000 Euro) umfasst, werden auf rund 20 Millionen Euro geschätzt. Wobei durch Mittel aus dem Wiederaufbaufonds sowie der Städtebauförderung ein städtischer Eigenanteil von rund 180000 Euro verbleibt. Auch diesem stimmte der Rat zu. Wie soll das Herzstück des Heilbades nun künftig aussehen? Die Idee der Planer von „Förder Landschafts Architekten“, die mit der Einweihung im November 2026 rechnen, sieht wie folgt aus.
Die Gestaltung der Freianlage orientiert sich in ihren Grundzügen sowohl an dem historischen Bestand vor der Flut als auch an den bereits im Rahmen der Vorbereitungen für die Landesgartenschau 2022 erarbeiteten und beschlossenen Plänen. Im Vordergrund der Planung steht die Schaffung von großflächigen und gepflegten Parkbereichen mit freien Sichtachsen und ausreichend Aufenthaltsflächen für Sitz- und Liegemöglichkeiten. Darüber hinaus bietet der Park nicht nur Erholungsmöglichkeiten.
Lebendiges Ökosystem
Zusätzlich wird ein lebendiges Ökosystem gefördert und Besuchern eine intensive Auseinandersetzung mit diesem ermöglicht. Es werden unterschiedliche Ökosysteme geschaffen und (re-)vitalisiert, die Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten bieten. Bei der Pflanzenauswahl werden standortgerechte Exemplare bevorzugt, die in das Konzept des Kurparks passen. Insbesondere die gestalterische Integration von Wasserflächen in verschiedenen Ausformulierungen fördert die Vielfalt der Lebensräume und unterstützt die Artenvielfalt. Durch die Schaffung eines vielfältigen Ökosystems und die Integration nachhaltiger Gestaltungsprinzipien wird der Park zu einem lebendigen Ort der Erholung und Bildung.
Neben den formalen Strukturen des Pleasuregrounds, also der Veranstaltungsfläche mit abdeckbarem Showbrunnen, im östlichen Teil ist der westliche, landschaftliche Parkbereich durch großzügige Rasenflächen und strukturgebende Pflanzflächen aus Wildblumen oder Stauden geprägt. Die bestehende Gehölzstruktur wird durch die Neupflanzung weiterer Bäume unterstützt und revitalisiert. Das vorhandene Wegenetz wurde aufgegriffen und in Teilen optimiert. Dadurch wird eine solide Wegestruktur geschaffen, die alle Flächen miteinander verknüpft, klar definierte Eingangsbereiche markiert und eine Erschließung des Kurparkes über Wege mit unterschiedlichen Qualitäten ermöglicht. Das starke Gerüst aus Vegetationsflächen und Wegestruktur bietet Raum für unterschiedliche Nutzungen im Park. Das Angebot eines klassischen Kurparks wird aufgegriffen und durch zusätzliche Angebote wie Flächen für Yoga, einen Kräutergarten zur unmittelbaren Naturerfahrung sowie einen „grünen“ Veranstaltungsbereich mit Ahrblick erweitert.
Große Veranstaltungsfläche
Als Gegengewicht zu den klassischen Elementen des Landschaftsparks wird das Areal in seinem östlichen Teil durch eine großzügige Veranstaltungsfläche mit rund 7000 Quadratmeter komplementiert. Der Platz wird an seiner östlichen, südlichen und westlichen Seite durch die beiden Kurgebäude und deren architektonischen Elementen wie Wandelgang und Lenné-Pavillon gefasst. Der freie Blick wird in Richtung Norden, über den mit einer Allee zu beiden Seiten gerahmten Park, hin zum Blickfang Akropolis geleitet.
Der im Norden an den Platz angrenzende Mühlenteich bildet eine gestalterisch zurückhaltende Trennlinie Blick über den kanalisierten Bereich des Mühlenteichs Kurpark im Bereich des westlichen Zugangs Blick über offene Rasenflächen zwischen Park und dem vielseitig nutzbaren Veranstaltungsort. Die Fläche bietet unter anderem Raum für Konzerte, die Klangwelle und Märkte. Es wird eine breite Palette von kulturellen und sozialen Veranstaltungen ermöglicht. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines harmonischen Ortes, der sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional ist und den Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht wird.
Hochwasserschutz
Zusätzlich zu der alltäglichen und kulturellen Nutzung des Parks soll das Areal künftig in Teilen die Anforderungen eines innerstädtischen Rückhalteraums bei Hochwasserereignissen erfüllen. Hierbei kommt vor allem der Ausgestaltung des Uferbereichs des Mühlenteichs eine zentrale Rolle zu. Zum Schutz der an den Park angrenzenden (Wohn-)Bebauung wird im Bereich der Oberstraße eine Hochwasserschutzmauer bis zu einer Höhe von 60 Zentimeter als Teil der Einfriedung in die Planung integriert.
Neben umfassenden Maßnahmen im städtischen Raum, soll auch der Kurpark in den kommenden Jahren dazu beitragen, den negativen Auswirkungen des Klimawandels bestmöglich entgegenzuwirken. So stellt die zentrale Veranstaltungsfläche aufgrund ihrer Nutzungsansprüche einen großen, zusammenhängenden Raum dar. Um der Bildung eines Hitzehotspots in den Sommermonaten entgegenzuwirken, ohne die Funktionalität des Platzes einzuschränken, werden im Bereich des großen Springbrunnens mobile Grünelemente in Form von Pflanzkübeln platziert. Was auf Wunsch des Rates auch wegen der Kosten noch zu diskutieren ist.
Kurpark „is e Jeföhl“
Eigentlich brachte Christoph Scheuer von den Grünen es in der Diskussion des Rates auf den Punkt: „Unser Kurpark‚ is es Jeföhl‘. Eine große und wichtige Aufgabe für uns alle ist es ‚altes prägendes, die Wurzeln der Entstehung‘ mit den ‚neuen Akzenten‘ so in Harmonie zu setzen, das alles zu einem neuem Highlight der Stadt verschmolzen wird, wo sich Alt und Jung auch in den nächsten Jahrzehnten wohl fühlen werden, damit er auch weiterhin ein Treffpunkt der Generation und somit aller Bürgerinnen und Bürger bleibt. Dieser Eingriff ähnelt einer Operation am offenen Herzen unserer Stadt, dem Zentrum der unserer Kultur und unserer Kunst und somit auch unserer Identität.“ Barrierefreiheit nannten Ursula Koll für die SPD und Regina Eckert für die FWG als wichtiges Thema und David Bongart fand für die CDU, „auch die Themen Nachhaltigkeit und Entsiegelung werden in den ersten Planungen berücksichtigt und nicht nur als leere Worthülsen verwendet“. Rolf Deißler wünschte sich für die FDP „Kunst und kulturelle Bereicherung“, Marion Morassi von den Linken Paten für die 83 neuen Bäume und die AfD sah Rüdiger Nothnick den Wiederaufbau des Parks als „starkes Signal“, die Stadt „mit Blick auf die Zukunft wieder aufzubauen. GS