Vortrag im Seniorenkreis der Kolpingfamilie Andernach
„Zehn Jahre Hochwasserschutz in Andernach“
Andernach. Wenn der Rhein in den vorherigen Jahrhunderten sein Bett verlassen hatte und über seine Ufer trat, wurde es ungemütlich, oft auch katastrophal für die Rheinanlieger. Die Überschwemmung der Keller und Erdgeschosse der Häuser bis zur Mauerstraße und den Rheingassen war die Regel. Danach begann dann das Trocknen, Renovieren und die Beseitigung der Schäden, ganz zu schweigen von der Feuchtigkeit in den Räumen und den Verlusten bei den Hoteliers und Gewerbetreibenden. Der gut gefüllte Saal des Kolpinghauses zeigte, dass dieses Thema immer aktuell ist. Allerdings mag derzeit bei den Niedrigständen des Rheinpegels in den Wintermonaten der letzten Jahre kaum einer glauben, dass mit Überschwemmungen zu rechnen sein könnte. Neben den Mitgliedern des Seniorenkreises hatten auch einige interessierte Gäste den Weg ins Kolpinghaus gefunden. Als Referenten konnten der Werkleiter des Abwasserwerkes und Leiter des technischen Bauamtes der Stadt Andernach, Rainer Schmitz und als Ko-Referent Andreas Versch gewonnen werden. In dem sehr fundierten Vortrag, mit entsprechenden Bildern unterlegt, wurde zunächst auf die großen Überschwemmungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert eingegangen, wobei das letzte größere Hochwasser aus dem Jahre 2003 mit 9,19 Meter Pegel Andernach zwar genannt wurde, aber fast auch zu vernachlässigen ist. Bereits Mitte der Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts hat Neuwied „seinen Deich“, gefördert mit Mitteln der Provinzialregierung, bewilligt bekommen. Andernach wurde Ähnliches verwehrt mit Blick auf die damals maroden Finanzen der Stadt. Es dauerte mehr als 70 Jahre, bis das Vorhaben wieder Aktualität erlangte. Von der Planung bis zur Realisierung vergingen weitere zehn Jahre, bis endlich 2007 die Hochwasserschutzwand entlang der Rheinanlagen fertiggestellt werden konnte. Vorher war es notwendig, unterirdisch die Kanalisation Hochwasser frei zu verlegen und ein neues Pumpwerk am Bollwerk zu bauen. Einschließlich eines Freibords beträgt die Schutzhöhe circa 9,35 Meter Pegel Andernach. Dies deckt statistisch ein zehnjähriges Hochwasser ab. Die Frage, warum nicht höher gebaut werden durfte, um auch größere Schadensereignisse abzuwenden, ist naheliegend. Sie beantwortet sich aber nach dem Grundsatz, dass die Oberlieger die Unterlieger nicht schädigen dürfen. Das heißt, je mehr Wasser durch Andernach bei höherem Schutz verdrängt würde, umso höher würden die Pegelstände der Unterlieger zum Beispiel Leutesdorf, Bonn/Köln bis hin zu den Niederlanden. Die Schutzwand ist circa sechs Meter tief abgespundet, um das Grundwasser zurückzuhalten, und ist oberirdisch als Vollbetonmauer oder wegen der Sicht auf den Rhein von der Konrad-Adenauer-Allee aus und der Nähe zu den historischen Gebäuden mit Grauwacke verkleidet. Die Durchgänge zu den Anlagen und bestimmte Teile der Mauer werden durch Aluminium-Dalben verschlossen bzw. aufgestockt, um die zulässige Schutzhöhe zu erreichen. Weiteres Thema war danach die Umsetzung des Beleuchtungskonzepts mit der Umrüstung auf LED-Leuchten, die nicht nur Energie sparen, sondern auch dem Schutz der Insekten dienen. Weitere Bilder zeigten die Schönheit Andernach mit der Aus- und Beleuchtung der historischen Gebäude, der Stadtmauer einschließlich des Runden Turms und des Marien-Doms. Behandelt wurde die anstehende Sanierung des Andernacher Freibads „Ons Schwemmbad“, das im kommenden Jahr 60 Jahre alt wird. Auch 25 Jahre „Lebende Krippe“ als zentralem Punkt für den Andernacher Adventsmarkt als bürgerschaftliches Engagement durch die Mitglieder der Andernacher Prinzengarde und die Ausstrahlung in die Region wurde thematisiert. Zur Unterbringung der Kriegsflüchtlinge wurde berichtet, dass die Menschen in rund 30 Liegenschaften untergebracht sind, um auch eine Ghettoisierung zu vermeiden. Deutlich wurde, welche Anstrengungen notwendig sind, um entsprechende Unterkünfte bereitzustellen und es auch die Mitarbeit von Ehrenamtlern erfordert, um den Heimatlosen ein Gefühl von Willkommen sein, Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft zu vermitteln. Auch die Kolpingfamilie hat Zimmer zur Verfügung gestellt. Die Sanierung der Turnhalle St. Peter als Abschluss der Generalsanierung der Grundschule, die Permakultur im Stadtteil Eich, das geplante Projekt im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus in der Nähe des Hallenbades sowie die anstehenden weiteren Straßenbauarbeiten wurden auch angesprochen. Letztlich spielte auch die Stadtsanierung, die vor 45 Jahren mit den Rheingassen und der Hochstraße ihren Anfang nahm und mittlerweile abgeschlossen ist, eine Rolle. Anhand einer Bildershow der Situation von damals, gegenübergestellt und gespiegelt zur heutigen wurde deutlich, wie sich das Stadtbild verändert hat. Josef Nonn bedankte sich bei Rainer Schmitz und Andreas Versch nach einem lang anhaltenden Beifall für ihren Vortrag und verwies auf die anstehende Karnevalsveranstaltung im Februar mit dem Prinzenempfang. Der Nachmittag endete traditionell mit dem Kolpinglied.