Theatergastspiel in der Mittelrheinhalle Andernach
Der Streit um ein Pfund Fleisch
Die Shakespeare Company aus Berlin zeigte „Der Kaufmann von Venedig“
Andernach. Bassanio (Daniel Schröder) ist verliebt in die schöne Narissa (Vera Kreyer) und leider verschuldet. Sie ist eine reiche Erbin aus Belmont und ihr verstorbener Vater hat eine Hürde vor ihrer Hand eingebaut. Jeder potenzielle Gatte muss aus drei Kästchen das richtige auswählen, um sie zur Frau nehmen zu können. Dies gelingt selbstverständlich nur Bassanio.
Doch um zu ihr zu reisen zu können, benötigt Bassanio Geld – viel Geld, das er nicht hat. Aber Antonio (Oliver Rickenbacher) möchte ihm helfen und es ihm leihen. Doch auch dessen Geld ist in Form von Handelsschiffen auf den Meeren unterwegs. Daher gehen sie zu Shylock, dem Juden, der Geld verleiht und dafür schon oft von Antonio beleidigt wurde. Er hasst ihn. Trotzdem leiht sich Antonio für Bassanio 3000 Dukaten von Shylock. Dieser besteht statt Zinsen (für die Antonio ihn so verachtet) bei diesem Geschäft auf einem Pfund Fleisch aus dem Körper von Antonio.
Es kommt, wie es kommen muss, die Schiffe Antonios gehen auf See verloren und damit seine Sicherheit für den Kredit. Der Pfand wird fällig und Shylock besteht auf sein Recht, das Pfund Fleisch. Die Richter, die ihn auch nicht dazu bewegen können, davon abzurücken, und stattdessen den dreifachen Geldwert zu nehmen, den Bassanio mittlerweile von seiner Angebeteten und Braut Nassina haben kann, entpuppen sich als eben diese reiche Erbin und ihre Dienerin. Viel Verwirrung wird gestiftet in dieser dunklen Komödie Shakespeares. Die Shakespeare Company aus Berlin, die am vergangenen Donnerstag mittlerweile zum vierten Mal in Folge in Andernach in der Mittelrheinhalle zu Gast war, brachte sie mit viel Spielfreude und Musik, aktuellen Bezügen und Wortwitz auf die Bühne.
Letztlich steht hier das Recht Venedigs auf dem Spiel, wenn Antonio begnadigt würde. Und Shylocks Herz bleibt hart, weil Antonio ihn früher so oft beleidigt hat. Er soll sein Pfund Fleisch bekommen. Doch ein Kniff des Richters funktioniert: Es darf dabei kein Tropfen Blut Antonios vergossen werden, denn das steht nicht im Vertrag. Ansonsten soll Shylock sein Geld und Leben verlieren.
Keine der Personen gibt dem Zuschauer den richtigen Halt, um sich damit zu identifizieren. Jede hat ihre dunklen Seiten und ist fehlbar, jede handelt verständlich und nachvollziehbar. Diese schwierige Mischung zu meistern und sympathisch zu inszenieren, hat die Shakespeare Company geschafft und damit dem Publikum viel zu lachen aber auch zum Nachdenken gegeben.
Pressemitteilung des
Kulturamtes Andernach