Die Kleine Theater-AG brilliert mit dem „Gespenst von Canterville“

Schaurig schönes Stück vom ganz normalen Familienwahnsinn und einem Jahrhunderte alten Fluch

Die Kleine Theater-AG brilliert mit dem „Gespenst von Canterville“

Längst besteht unter Theater-Fans der Region Einigkeit: Mit ihrer fachmännischen Arbeit, vor und hinter der Bühne, steht – auch bei dieser Inszenierung – die Kleine Theater-AG den professionellen Kinder- und Jugendtheatern in Nichts nach. Quelle: Rhein-Gymnasium

19.04.2024 - 12:57

Sinzig. Eigentlich hatte Schlossgespenst Sir Simon es sich in den vergangenen 300 Jahren gemütlich gemacht auf Schloss Canterville. Erfolgreich hatte er schon so manchen Schlossbewohner, Bediensteten und Besucher des alten Gemäuers das Fürchten gelehrt. Doch dann kreuzt eine Familie im schottischen Schloss auf, die Sir Simons Spuken nicht beeindruckt, sondern die ihn das Fürchten lehrt. Botschafterfamilie Otis aus Amerika, die dem Geist den letzten Nerv raubt, stellt das Leben auf Schloss Canterville auf den Kopf. „Verkehrte Welt“, könnte man meinen. Dabei ist ansonsten vieles wie in anderen Familie: Die Kinder spielen Streiche, die Geschwister ärgern einander, der pubertierende Sohn der Familie nimmt eine permanente Verweigerungshaltung ein, Generationenkonflikte schwelen überall.

Für so manche Lacher beim Publikum sorgt das zänkische Gespann aus Haushälterin Mrs. Umney und Butler (Mr.) Parker. Denn matronenhaft und mit einem Hang zum Kontrollzwang versucht die Hausdame die Zügel in der Hand zu behalten und den neu eingestellten Butler, der mit einer gehörigen Portion Hochnäsigkeit daherkommt, immer wieder in die Schranken zu weisen. Darüber entsteht eine heitere Konstellation, die sich mit absurden Scharmützeln und Kompetenzgerangel wie ein roter Faden durch das Stück zieht und für eine ausgelassene Stimmung unter den Theaterbesuchern sorgt. Auch der übermotivierte Polizeiinspektor, der unentwegt versucht, sich kriminalistisch zu profilieren, und dabei häufig über das Ziel hinaus schießt, amüsiert die Zuschauer. Die (heimlichen) Stars des Stücks sind aber die furchtbar frechen und doch liebenswerten Zwillinge der Familie, Jenny und Johnny. Sie spielen nicht nur einander und den anderen Familienmitgliedern Streiche, sie verüben mit Spuckrohr und Co. auch kleinere Anschläge auf den – mittlerweile entnervten – Sir Simon. Mit ihren frechen Kommentaren und schlagfertigem Kontern gegen die Erziehungsmaßnahmen der Erwachsenen erobern sie das Herz der Theaterbesucher im Sturm. Auch die Ahnen verspotten Sir Simon, der nun in seinem eigenen Spukschloss nicht mehr Herr der Lage ist. Schließlich ist es Virginia, die älteste Tochter der Familie, die sich Sir Simon und seines Fluches annimmt und der es gelingt, ihn durch ihr Eingreifen zu erlösen. Und so „wird es im Schlosse wieder still, und endlich herrscht Friede auf Canterville“.

Die Erzählung des irischen Schriftstellers Oscar Wilde aus dem Jahr 1897 wurde von Matthias Weißert bearbeitet und bietet so – umgestaltet für das Schultheater – mit einer gelungenen Mischung aus Witz und ein wenig Grusel gute Unterhaltung für Jung und Alt. Da die angestammte Spielstätte des Rhein-Gymnasiums, der Ganztagsbereich des Untergeschosses der Schule, nach der Flut noch nicht nutzbar ist, gibt die Kleine Theater-AG – wie schon im letzten Jahr – auch jetzt ihre Inszenierung wieder im historischen Zirkuszelt auf dem Schulhof des Gymnasiums zum Besten. Mit atmosphärischer Musik, die mal gruselig, mal friedvoll die Szenen unterstützt, gestaltet das Technik-Team der AG mit schaurigen Gewitter-Sequenzen und Kettenrasseln die Inszenierung des Oscar Wilde-Klassikers subtil, aber entscheidend mit. Ebenso kreieren Lichteffekte schaurige Momente, wenn etwa durch ein rot-blaues Farbenmeer die unheimliche Stimmung einer Mordnacht des 17. Jahrhunderts stilisiert wird. Insgesamt beweist die Technik mit vielen Spezialeffekten wie Nebenschwaden und einer aufklappbaren Falltür wieder viel Raffinesse und lässt den Zuschauer durch zahlreiche Griffe in die Trickkiste des Bühnenbaus vergessen, dass er in einem Schultheater sitzt. Besonderes Highlight: Die sprechende Ahnengalerie, deren Bilder „wie von Geisterhand“ zum Leben erweckt werden und in den Dialog mit Sir Simon treten. Auch dem Team um Garderobe, Maske und Requisite gelingt eine authentische Aufmachung: Sowohl mit ihrer Interpretation des 70er-Jahre-Looks mit Slippern, ACDC-Shirt und pinkem Aerobic-Dress als auch beim ehrwürdigen Auftreten der schottischen Adelsfamilie des 17. Jahrhunderts und dazugehöriger Ausstattung setzt das kreative Team die Schauspieler perfekt in Szene.

Und so führt das Ensemble, das vom Fünftklässler bis zum Abiturienten reicht, erneut mit viel Humor und einer Portion Spannung durch eine ehrwürdige Erzählung. Dabei bleibt sich die Theatertruppe rund um AG-Leiter Marc Steuer treu, indem sie sich an Klassiker der Literatur traut, ihnen aber durch ihre Kreativität und ihren Einfallsreichtum ihren eigenen Charakter verleiht. Längst besteht unter Theater-Fans der Region Einigkeit: Mit ihrer fachmännischen Arbeit, vor und hinter der Bühne, steht – auch bei dieser Inszenierung – die Kleine Theater-AG den professionellen Kinder- und Jugendtheatern in Nichts nach.

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