Nachwuchs fehlt an allen Ecken und Enden

Droht Wachtberg das große Vereinssterben?

Vorstände und Ehrenamtler sagen Veranstaltungsausfälle voraus

19.04.2017 - 11:35

Wachtberg. Wer Wachtberg kennt, der kennt und genießt auch die Veranstaltungen im Drachenfelser Ländchen. Gut organisiert, gute und reichliche Verpflegung und ein tolles Angebot finden die Besucher von Karnevalsveranstaltungen ebenso wie die Gäste von Sportfesten oder Benefizveranstaltungen. Wer aber genauer hinguckt, der stellt fest, dass er die Gesichter hinter den Kuchentheken und am Pommes- und Würstchenstand spätestens nach dem dritten Eventbesuch wiedererkennt.

Das liegt daran, dass die Arbeit in den Vereinen mittlerweile nicht mehr auf viele Schultern verteilt ist, sondern an einigen Wenigen hängen bleibt.

Nicht, dass es so wenige Bewohner im Drachenfelser Ländchen gibt. Nein, es bringen sich bloß wenige von ihnen aktiv ein. Vielen Vereinen fehlt es schlichtweg an Nachwuchs. Dieses Schicksal teilen manche Frauenvereine mit schwindenden Karnevals- und Schützenvereinen.

So war der Kinderkarneval in Berkum in diesem Jahr von nur vier Leuten bewältigt worden, nachdem sich der entsprechende Ortsverein wegen Nachwuchsmangels aufgelöst hatte.

Der Zustrom war riesig gewesen. Trotzdem hätte die Veranstaltung ohne spontane Zusagen der Berkumer Möhne und einigen helfenden Eltern vermutlich nicht stattfinden können.


Familien haben weniger Zeit, in der sie sich engagieren können


All diese Vereine haben auch gemeinsame Ziele. Sie bemühen sich um die Förderung der Jugend und pflegen dabei gerne auch liebgewonnene und wertvolle Traditionen.

Aber wer den Grund des Nachwuchsmangels hier vermutet, liegt falsch.

Die Werte innerhalb der Gesellschaft haben sich nicht so maßgeblich gewandelt, dass alles überholt wäre, was die Vereine bieten. Tatsächlich hat sich aber die Gesellschaft sehr gewandelt, stellt Hermann Esser als ehemaliges Vorstandsmitglied zweier Vereine fest. Nicht nur der Zeitplan der Erwachsenen sei ein anderer als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren.

Mit G9 und der zunehmenden Berufstätigkeit von Müttern habe sich auch der Alltag der Kinder maßgeblich verändert. Während noch vor wenigen Jahrzehnten die Mutter einer Familie höchstens halbtags arbeitete und ansonsten für die nicht unerheblichen Belange der Familie zuständig war, sind heute oft beide Elternteile einer Familie acht bis zehn Stunden pro Tag außer Haus.

Haushalt, Hilfe bei den Hausaufgaben und Beschäftigung mit den Kindern muss dadurch zwangsläufig in die Zeit nach dem täglichen Berufsstress fallen. „Da bleibt fast keine

Zeit mehr, sich in einem Verein zu engagieren, ein Fest mit vorzubereiten oder am Wochenende bei einer Veranstaltung hinter der Theke zu stehen“, erklärt Hermann Esser.

Zumal die Kinder in der weiterführenden Schule oft an vier Tagen in der Woche erst am frühen Abend aus der Schule kommen. Auch sie brauchen die wenigen Pausen, die sie haben, und haben oft keine Energie mehr, um sich zu engagieren.


Keine großen Sorgen bei den Sportvereinen


Die Einzigen, die sich beispielsweise in Niederbachem derzeit keine Sorgen um den Nachwuchs machen müssen, sei der Sportverein, erklärte das ehemalige Vorstandsmitglied zweier Vereine. Eltern sehen im Sport immernoch einen wichtigen Pfeiler der Entwicklung ihres Nachwuchses und engagieren sich trotz engen Zeitplans. Da sich die Arbeit hier auf viele Schultern verteilt, sei das auch kein Problem. Der Verein habe sich seit Jahren immer wieder um den Nachwuchs bemüht. Viel Wert sei auch darauf gelegt worden, mit der Ausstattung für die Sportler auf dem Stand der Entwicklung zu bleiben. So spiele man in Niederbachem mittlerweile auf einem Kunstrasenplatz, der erheblich bessere Voraussetzungen für den Fußball bietet als ein Rasen- oder Ascheplatz. Außerdem habe man regelmäßig Leute aus der Elternschaft angesprochen und habe so genügend Nachwuchs für die Vereinsarbeit interessieren können.


Feiern möchten alle – doch zum Aufräumen bleiben wenige


Der Karnevalsverein und der Schützenverein hingegen leiden ebenso wie viele ähnliche Vereine der benachbarten Orte in Wachtberg an akutem Nachwuchsmangel. Hier treffe man vielfach auf mangelndes Interesse in der Bevölkerung, die sich mit der ehrenamtlichen Arbeit der Vereine kaum beschäftigt.

So sei bei dem Besuch des einen oder anderen Festes manchmal zwar ein gewisser Zustrom zu verzeichnen, hört man auch von anderen Ehrenamtlichen. Aber dass die Organisation und Durchführung eines solchen Festes viel Arbeit bedeutet, die auf viele, und auch junge Schultern verteilt werden müssten, sehen die Wenigsten. „Ohne die Mitarbeit der Altersklasse der 20- bis 40-Jährigen sind die Arbeiten dauerhaft nicht zu bewältigen“, stellt Hermann Esser mit Blick auf seine jahrzehntelange Vereinserfahrung fest.

Man habe bereits mit Werbung versucht, Nachwuchs für die Vereine anzulocken. Auch in der Presse habe man für die Mitarbeit in den Vereinen geworben. Bislang haben diese Maßnahmen jedoch keinen ausreichenden Erfolg gehabt, der das Überleben der Vereine sichern könnte. „Die Ampel steht nicht mehr auf Gelb, sondern auf Rot“, skizziert der ehemalige Ehrenamtler ebenso bildhaft wie treffend die kritische Situation.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Ortsschilder von Bölingen (Grafschaft) gestohlen

Grafschaft - OT Bölingen. In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai wurden durch Unbekannte die beiden Ortsschilder von Bölingen (Grafschaft) an der L 83 von Vettelhoven und Ringen kommend aus der Halterung herausgeschraubt und entwendet. Zudem wurden mehrere Leitpfosten herausgezogen und im Straßengraben liegengelassen. Hinweise zur Sache oder verdächtige Wahrnehmungen können der zuständigen Polizei in Bad Neuenahr-Ahrweiler unter 02641 - 974-0 gemeldet werden. mehr...

Festnahme nach Ladendiebstahl

Rheinbrohl. Am Samstagmittag kam es zu einem Diebstahl aus einem Einzelhandelsgeschäft in Rheinbrohl, bei welchem der 26-jährige, wohnsitzlose Täter hochwertige Pflegeprodukte entwendete. Der Täter steckte die Produkte in seinen Rucksack und versuchte das Ladengeschäft anschließend zu verlassen, wurde jedoch nach ertönen der akustischen Diebstahlsicherung durch das Marktpersonal aufgehalten. mehr...

Regional+
 

Zeugenaufruf nach Verkehrsunfallflucht in Sinzig

Sinzig. Am Samstagnachmittag ereignete sich im Zeitraum von etwa 13:30 Uhr bis 14:50 Uhr auf dem Parkplatzgelände des Discounters „Thomas Philipps“ in Sinzig ein Verkehrsunfall, bei dem sich der Unfallverursacher unerlaubt von der Unfallstelle entfernte. Der beschädigte PKW war im Nahbereich des Eingangs geparkt. Der unbekannte Unfallverursacher beschädigte diesen vermutlich beim Ein- oder Ausparken. mehr...

19-Jähriger randaliert bei seiner Oma

Betzdorf. Am Samstag, gegen 23:20, Uhr meldete eine 84-jährige Frau aus Betzdorf, dass ihr polizeilich hinlänglich bekannter Enkel bei ihr zu Hause randaliere. In der Vergangenheit kam es bereits mehrfach zu gleichgelagerten Einsatzanlässen bei denen der 19-Jährige Mann auch die eingesetzten Polizeibeamten angriff. Bei Eintreffen der Polizeikräfte warf der 19-Jährige direkt einen Gartenstuhl von einem Balkon aus auf die Beamten und kletterte anschließend auf das Dach des Hauses. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Wohnhausbrand in Kaisersesch

Wohnhausbrand in Kaisersesch

Kaisersesch. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai brannte in der Straße „Auf der Wacht“ in Kaisersesch ein Wohnhaus. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte waren vor Ort im Einsatz. Über das genaue Ausmaß des Brandes und die Ursache ist noch nichts bekannt. mehr...

Erwachsene mit Kind an der Schnellfahrstrecke

Unverantwortlich und leichtsinnig 

Erwachsene mit Kind an der Schnellfahrstrecke

Montabaur. Am Dienstagabend, 30. April, gegen 18:00 Uhr wurde der Bundespolizei gemeldet, dass sich drei Personen auf der Schnellfahrstrecke Köln - Frankfurt/Main in den Gleisen befinden und in den Langer-Issel-Tunnel (Nordportal) gehen würden. mehr...

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

42. Auflage des „Lohners Vulkan-Marathon“ in Mendig pulverisierte mit 2141 Startern den bisherigen Teilnehmerrekord

Ein Vorstoß in ganz neue Dimensionen

Mendig. Die Traditionsveranstaltung „Lohners Vulkan-Marathon“, wie das Event offiziell heißt, stößt langsam in ganz neue Dimensionen vor: 2141 Starter, von denen 1806 das Ziel erreichten, sorgten am vergangenen... mehr...

Abenteuer im Trampolinpark

Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden

Abenteuer im Trampolinpark

Rieden. Viel Spaß hatte die Tennisjugend des TC Wiesengrund Rieden am letzten Samstag im April beim Besuch eines Trampolinparks in Koblenz. Es wurden dabei einige Saltos und Flickflacks absolviert, so... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Premiere in Ransbach-Baumbach

K. Schmidt:
Herr Müller hat schon Recht. Nie war doch mehr Information wie heute. Ich lade mir alle Beschlussvorlagen des Stadtrates herunter, als wär ich dort selber Mitglied. Ich kann mir deren Beschlüsse der letzten Jahre anschauen. Die Homepage der Verwaltung ist proppevoll mit Infos. Und das gilt sogar für...
Werner Müller:
Bürger, die keine VG-Blätter lesen (weder die Ankündigung noch die Entscheidung) und nicht an den öffentlichen VG-Sitzungen teilnehmen, wollen mehr informiert werden. Angebote nicht annehmen und sich dann laut über die eigene Inkompetenz beschweren - den gleichen Quatsch haben wir in Höhr-Grenzhausen...
K. Schmidt:
War es nicht die CDU, die die 7% eingeführt hatte, und dies ausdrücklich mit einer Befristung versah? Die stellt sich dann jetzt hin und jammert, weil diese Frist auslief und nicht verlängert wurde. Dieses elendige, unehrliche Hin und Her, Regierungs- und Oppositionsgetue mit quasi frei austauschbaren...
juergen mueller:
Typisch AfD-Manier. Warum die AfD seid 2015 so stark werden konnte? Weil sie permanent ihren Fokus darauf ausrichtet, die vermeintlich wohlstandsgefährdende Politik der Altparteien anprangert u. damit Erfolg bei denen hat, die grundsätzlich immer dabei sind, wenn es um`s Jammern auf höchstem Niveau...
Amir Samed:
Wegen der Steuergesetze bleibt den Arbeitnehmern von ihren höheren Gehältern kaum etwas übrig. Mit der Umsatzsteuer in der Gastronomie, der CO2-Steuer, der Luftverkehrssteuer, der Plastiksteuer, der LKW-Maut oder den stark steigenden Beiträgen in Kranken- und Pflegeversicherung hat die Ampel die Bürger...
K. Schmidt:
Ich habe mit dem Begriff "Bürger" an der Stelle ein kleines Problem. Denn während ich bei Bundes- oder Landtagsabgeordneten auch öfters den Eindruck habe, da steht die Partei und Machterhalt über allem und es gibt eine gewisse Basis- und Realitätsferne, kann man das den Mitgliedern von Ortsbeiräten...
Veronika Wildner:
Wenn nicht jetzt, wann dann! So ist es, ich wünsche der Wählergruppe Erfolg und gutes Gelingen ihrer gesteckten Ziele. Das ist Basisdemokratie, selbst die Hand anzulegen, die Bürger für die Bürger vor Ort bestimmen die Richtung, viel Glück....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service