Die integrative Sitzung „Jemeinsam jeck in Kathringe!“ war ein bombastischer Erfolg

Jecken mit und ohne Handicap feierten ausgelassen Fastelovend

17.01.2018 - 08:40

St. Katharinen. Jedes Johr im Winter, auch wenn et widder mal nit schneit, steh die Jecke parat, spätestens wenn et Trömmelche jeht. So auch in St. Katharinen, wo schon seit Wochen die Vorbereitungen für die erste integrative Karnevalssitzung im Bürgersaal auf Hochtouren liefen, um unter dem Motto „Jemeinsam jeck in Kathringe!“ Fastelovend ze fiere.

Am frühen Samstagnachmittag war es dann soweit: Mitarbeiter und Beschäftigte der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen des Heinrich-Hauses und die sechs Möhnenvereine des Ortes, die Notscheider „Perlen“, die Lorscheider „Herzblättchen“, die Hargartener „Hummele, die Kathriger „Conjäckelche“ sowie ihre Kolleginnen aus Strödt und Steinshardt harrten nervös der Dinge, die da kommen sollten, sprich auf das Eintreffen ihres närrischen Publikums.


Unterschrift auf einer Serviette


„Bei einem Mitarbeitertreffen vor zweieinhalb Jahren in einer Gaststätte in Koblenz, beim dem es feucht fröhlich zuging, wurde die Idee für die Sitzung geboren. Alle haben sich damals per Unterschrift auf einer Serviette dazu verpflichtet, die Veranstaltung zu realisieren und sich auch selber aktiv einzubringen“, erinnerte Gunnar Clemens, der Leiter der Kathringer Werkstatt und des örtlichen CAP-Marktes, in dem Beschäftigte mit und ohne Handicap arbeiten. Als es dann aber an die Vorbereitung ging, habe sich die Werkstatt-Belegschaft eingestehen müsse, dieser Aufgabe 2017 alleine nicht gewachsen zu sein. Guter Rat zumindest für 2018 war aber nicht teuer und lag auch ganz nah auf der Hand.

„Wir haben die Möhnenvereine des Ortes um Hilfe gebeten, die schon seit mehr als 20 Jahren die hausinterne Karnevalssitzung in den Werkstätten am Schwerdonnerstag besuchen und die waren sofort Feuer und Flamme“, so der Werkstattleiter. Aber auch die Eltern der Beschäftigten hätten geholfen, wie nur eben möglich, sonst wäre das alles nicht zu schaffen gewesen. Und auch Ortsvereine hätten angepackt: Die Kürassiere hätten bei der Saaldekoration mitgemacht, die Dorfgemeinschaft habe den Prinzentisch samt Kulisse aufgebaut, die Möhnenvereine standen nicht nur auf der Bühne etwa als „Hausfrauenorchester“, bei der „Hitparade“ oder beim „Appelsine-Funke-Danz“, sondern sorgten auch fürs Kuchenbüfett, während die Junggesellen aus Hargarten und Lorscheid zugesagt hätten, während der Sitzung zu kellnern, berichtete er.

Währenddessen hatte sich der Bürgersaal zusehends gefüllt, bis kein einziger freier Platz mehr auszumachen war. Und schon lief der Countdown, so dass Sitzungspräsidentin Heike Stüber, im bürgerlichen Leben Gruppenleiterin in der Werkstatt, unter dem frenetischen Beifall der bunt kostümierten Jecken schließlich mit dem Obermöhnen auf die Bühne zog. „Hätte ich gewusst, was alles auf mich zukommt, hätte ich nicht so einfach auf der Serviette unterschrieben. Aber es war sehr viel Alkohol im Spiel und als dann auch noch Robert Lorscheid auf dem Betriebsausflug erklärte, er wörd d’r Prinz maache, hann ich, wie beklopp kann mer nur sinn, rumschwadroniert: Dann führen ich durch et Projramm“, gestand sie ein. Um bestens gewappnet zu sein, hatte sie aber flugs den wortgewandten Markus Mollberg als Co-Moderator verpflichtet. Ihm, vor allem aber den Möhnen dankte sie überschwänglich: „Ohne Euch hätten wir das ganze hier nicht geschafft!“


Prinz Robert I. und Prinzessin Walburga I. begeisterten


Dann war es endlich soweit: Sein Herrlichkeit, Prinz Robert I. aus dem Hause Lorscheid, seines Zeichens Hausmeister der Einrichtung, der schon immer bei uns mal Prinz sein wollte, zog Tulpen in die ausgelassene Menge werfend mit Ihrer Lieblichkeit, Prinzessin Walburga I. aus dem Hause Fasel, seiner Kollegin, die sonst als Präsidentin die Werkstattsitzung moderiert, ein. Flankiert wurden die Tollitäten von ihren rothaarigen Clowns-Adjutanten, Fred Wallstab und Conny Siebertz, die wiederum auch als Funkemariechen mit Tanzoffizier Gunnar Clemens als Jennifer Grey und Patrick Swayze das „Dirty Dancing“ in den Bürgersaal hatte holen wollen, sich dann aber später doch von Rita Kröll vertreten ließ.

Als Eisbrecher hatten sich die Veranstalter geistlichen Beistand gesichert. Pfarrer Lothar Anhalt eroberte, „O du fröhliche“ singend, und als Weihnachtsbaum verkleidet dem Fest der Feste nachtrauernd die Bühne. Im Pastuuren-Outfit beklagte er dann, mit Eva Desch und Ursula Monter zwar von Frauen umgeben zu sein, aber keine Haushälterin zu haben. Entsprechend nutzte er die Kathringer Sitzung für das Pendant von „Bauer sucht Frau!“, tauschte die Pastoren-Kopfbedeckung mit der Narrenkappe und krönte Agnes Frings zu seiner „Prinzessin“. Tollität könne er ja nicht werden, weil das ja schon „Robert der Vorletzte“ an der Seite der adligen „Walburga von Strauscheid“ sei, berichtete der jecke Pastuur, der dann dem 1. Kürassierregiment Platz machte. „Das hat die Welt noch nicht gesehn“, kommentierten die Gäste aus Vettelschoß die Veranstaltung. Zum Höhner-Song „Dat es Heimat, dat es Kölle, rut un wiess. Zweschen Nümaat, Dom un Heumaat, han mir Kölsche et Paradies“, wirbelten die blau-weißen Tänzer über die Bühne. In blau un wiesses Outfit hatten sich auch die Kommandanten Oliver Brockhaus und Thilo Henze der Linzer Prinzessin Yvonne I. „von Rennenberger Tal“ geschmissen, die ohne ihr Funkencorps auf die Höhe gekommen. „Mit so ner großen Veranstaltung haben wir überhaupt nicht gerechnet“, staunte sie über die Massen im Saal, die sie mit ihrem Sessionslied in noch raderdolle Stimmung versetzte, also in richtiges Fastelovendsjlöck.

Zu dem trugen wenig später neben den Möhnen- und Werkstattbeiträgen auch die Kindertanzgruppe aus Rahms das TC Blau-weiß Sankt Katharinen und die Prinzengarde Kasbach bei, so dass Gunnar Clemens zufrieden resümieren konnte: „Wir haben unser Ziel, dass behinderte und nicht-behinderte Menschen gemeinsam ausgelassen feiern, erreicht“, während Heike Stüber ergänzte: „Diese Sitzung, auf die sich unsere Werkstatt-Belegschaft riesig gefreut hat, war ein Musterbeispiel für wirklich gelungene Integration!“ Grund genug, eine Fortsetzung im kommenden Jahr nicht aus den Augen zu verlieren. DL

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Lya:
Unfassbar aufgrund hater in sozialen Medien. Besucht doch den Hof und macht euch ein Bild. Nicht umsonst waren Ralf Seeger von den harten Hunden schon dort. Willkür wegen Menschen denen es nicht um Tiere geht sondern wie in der DDR oder unter Adolf um denunzieren....
Sabine Daniels:
Hallo, ja Kontrollen zum Schutz der Tiere sind wichtig. Aber der Gnadenhof Eifel hat jahrelang ohne Beanstandungen jede Kontrolle bestanden. Falls die. Behauptungen stimmen sollten, warum wird nicht nach einer für jede. Seite verantwortungsvoll, zum Wohl der Tiere eine gemeinsame Lösung gefunden? Ist...
Amir Samed :
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Ralph-Lothar Keller:
Wegen mir muss man in der Öffentlichkeit nicht kiffen dürfen. Wenn man das draußen tut, dann am Besten wo niemand ist. Wenn am Pavillon gerade niemand ist (sagen wir um Mitternacht), dann kann man da ja kiffen. Sonst würde ich es wo anders machen. Viel wichtiger ist, dass der Grenzwert angepasst wird....
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