Humorvolle Gaby Köster-One-Woman-Show beim Westerwälder „Gespräch“

Knallhart, schwarzhumorig und doch so verletzlich: Gaby Köster

Ulknudel-Autorin las in der Stadthalle Mons Tabor aus ihrem Buch „Die Chefin“ – Schlaganfall nahm der Powerfrau aus Köln-Nippes nicht den Humor

30.09.2017 - 14:00

Montabaur. Gaby Köster braucht keine Kameras und Scheinwerfer, um in Fahrt zu kommen. Sie braucht auch keine anderen Fernseh-Komiker um sich, um witzig zu sein. Alleine, in einem Ledersessel sitzend, kann die von einem Schlaganfall gezeichnete TV-Prominente in Montabaur ein hundertfünfzigköpfiges Publikum im Minutentakt zum Lachen bringen.

„Wir haben keine Ohren dafür, wenn das Schicksal zu einem seiner berüchtigten Schläge ausholt – deshalb heißt es ja auch Schlaganfall“ ist einer ihrer typischen schwarzhumorigen Sätze. Gaby Köster baut ihre Lebensweisheiten ein in die voller Witze steckende Erzählung über eine Frau, die einen Schlaganfall erlitt. „Das bin 90 Prozent ich“, sagt sie später auf die Frage eines Zuhörers.


Die Banalität der Welt in treffenden Karikaturen


Da ist von einem „schielenden Opossum“ die Rede, das „nix kann außer rum sitzen und dumm gucken. Das hat genauso viele Facebook-Anhänger wie Angela Merkel. Aber die kann ja auch nix anderes als rum sitzen und dumm gucken.“ Ein hohes Amt zu haben genügt nicht, um Gnade zu erhalten vor der Scharfzüngigkeit der Kölnerin. Aber um Relationen zurecht zu rücken, muss sie nicht die ganz große Keule rausholen, das schafft sie auch mit scheinbaren Banalitäten: „Egal wie scheiße das Leben gerade ist – es gibt immer gerade ein Kind irgendwo auf der Welt, dem sein Eis runter fällt, bevor es dran lecken konnte.“

Gaby Köster ist nicht die Frau der feinen Poesie, eher des derben Witzes: „Wenn du Schmetterlinge im Bauch haben willst, dann steck dir Raupen in den Arsch!“ „Du interessierst dich für Menschenaffen? – Ja klar, würde ich sonst mit dir reden!“ „Wenn du in den Zoo gehst, musst du dich am Eingang ausweisen, damit sie dich am Ende wieder rauslassen!“ Ist doch klar, dass wir vom Affen abstammen. „Die Frage ist nur, wie viele Generationen dazwischen liegen!“

In ihrem neuen Buch beschreibt sie das Kennenlernen von Marie, der Schlaganfall-Frau, und Tartan, dem türkischen Bodybuilder. Da wird nicht lange um den heißen Brei rum geredet – Gaby Köster beherrscht die Kunst, auch sensible Themen klipp und klar auf den Punkt zu bringen. Schonungslos, das geht manchmal schon in Richtung Unbarmherzigkeit.


Der farbenfrohe TV-Horror


Die Zeit vergeht wie im Flug, schnell ist eine Stunde vergangen, nicht einmal hat die Autorin das Publikum zum Fragen aufgefordert. Fragerunden waren angekündigt. Niemand scheint es zu bemerken. Dann, um 20 Uhr, unterbricht sie die Lesung und fordert zum Fragen auf.

Erst traut sich keiner. Dann: Mit welchen Prominenten sie noch Kontakt hat. „Mit Bernd Stelter und Hella von Sinnen, sonst eher weniger.“ Ob man sie noch mal im Fernsehen sieht? „Weiß ich noch nicht. Aber ich gehe nächstes Jahr auf Tour mit einem Programm, das aus aktuellem Anlass Sitcom heißt.“ Dann rechnet sie mit der schillernden TV-Welt ab: „Das Fernsehen ist nicht mehr das Wahre; ist die Hölle, wat da läuft. Die verdienen sich mit Werbung dumm und dämlich, und mittags laufen die Sozialpornos auf den Bildschirmen.“


Die Bettpfanne der Prominenz – es geht immer was daneben


Würde sie anderen Menschen Verhaltensmaßregeln geben, wie sie mit Schwerkranken umgehen sollen? Gaby Köster: „Man weiß ja selber, dass man nicht in Ordnung ist. Ich bin Komiker, das setzt voraus, dass ich über mich selbst lachen kann. Deshalb sollte ein Physiotherapeut in seinem Beruf ein bisschen Empathie haben. Eine Freundin ist Krankenschwester, die hat zu mir gesagt: Wir sind kalt und grausam. Nach dem Schlaganfall konnte ich nicht alleine stehen, konnte auf der Toilette die Hose nicht hochziehen. Die Pflegerin hat mir nicht geholfen. Es wäre ja nicht ihre Hose, sondern meine. Sie sagte, sie würde sowieso mit dem Job aufhören und Psychologie studieren. Da habe ich zu ihr gesagt: Zu spät! Ehrlich gesagt: Vorwurfsvolle Untertöne von Pflegern oder Ärzten können einen in Rage bringen!“

Was anders sei, wenn man prominent und krank ist, wollte eine Krankenschwester aus dem Publikum wissen. Gaby Köster: „Ich hatte ja die Presse auf den Fersen und die Krankenschwester kam auf die Idee, mich Frau Peters zu nennen. Sie kam morgens in mein Zimmer und sagte: So Frau Peters, jetzt waschen wir uns mal. Das war schon irgendwie komisch. Als ich später wieder sprechen konnte, krischten se alle Angst vor mir. Ich hab’ die dann gerufen und gesagt: Kommt mal alle her und setzt euch aufs Bett, ich bin nicht vom Mars, sondern aus Nippes und mir is’ was Blödes passiert. Ob prominent oder nicht – wir müssen alle auf die Bettpfanne. Das ist nicht schön. Ich hätte mal eine Idee für eine Erfindung. Das Problem ist nicht das Reinmachen, sondern den Topf aus dem Bett zu nehmen – da geht immer was verschüttet. Vielleicht sollte man einen Wulst drum machen oder eine Vakuumpfanne entwickeln.“


Alles aus einer Hand – muss ja.


Gaby Köster nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie jammert nicht angesichts der Beschwerlichkeiten ihrer Krankheit, sondern sucht nach praktischen Lösungen. Dazu gehört auch die spezielle Technik, die sie sich angeeignet hat, mit nur einem beweglichen Arm den BH anzuziehen. Auch das Kochen mit einem Arm sei schwer. „Aber dafür habe ich ja meine Hunde, die freuen sich, wenn was runter fällt!“ Gaby Köster fährt nach dem Schlaganfall auch wieder Auto, eins mit Automatikgetriebe. Sie hat vorher ein paar Fahrstunden genommen, um sicher zu gehen, dass es klappt.

Gibt es etwas, was sie aus heutiger Sicht anders machen würde, will eine Zuhörerin wissen. „Ja, ich ärgere mich, dass ich nicht mehr gereist bin, als das noch locker-flockig ging. Ich hatte mit 46 nie damit gerechnet, dass ich mal so schwer krank werde. Deshalb sage ich: Verreist und guckt euch die Welt an, so lange es noch geht! Und hin und wieder mal in ein Krankenhaus gehen, das habe ich auch zu wenig gemacht. Aber ich musste mich ja auch noch um meinen Sohn kümmern. Der ist jetzt 24. Die wachsen übrigens von alleine, da muss man nicht dran ziehen.“ Auch so eine Köster’sche Lebensweisheit, die sie den Leuten im Vorbeigehen mitgibt.


Und wenn er kommt, dann laufen wir – nicht.


Wie hat sie es geschafft, dass von ihrem Aufenthalt im Krankenhaus und der Reha nichts an die Öffentlichkeit kam, will jemand wissen. „Mit Medienanwälten und Erspartem! Das war echt heftig! Ich habe im Krankenhaus gelesen, dass ich tot bin. Das war für mich auch Horror wegen meinem Sohn.“ Warum sie ihre Erkrankung nicht offen kommuniziert hat, wird auch gefragt. Gaby Köster blickt in Richtung des Fragestellers und sagt: „Wie denn im Koma, mein Schatz?“ Überhaupt ist die Komikerin auf Medienvertreter nicht mehr so gut zu sprechen: „Einer hat zu mir gesagt: Renn doch weg, wenn du nicht fotografiert werden willst. Wenn ich den noch mal sehe, liegt der länger als 14 Tage im Krankenhaus!“ Dass sie sich um die Medienarbeit in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall nicht gekümmert hat, erklärt Gaby Köster so: „Vielleicht hat man als Patient einfach mal Lust, gesund zu werden und sich nicht von der Presse drängeln zu lassen.“


Ein gar nicht so geheimes Rezept zur Genesung


„Was hat Sie im Genesungsprozess motiviert?“, ist die letzte Frage, die gestellt wird. Auch hier kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Man sollte sich unbedingt was suchen, woran man Spaß hat! Bei mir waren es das Schreiben und Malen, meine Hunde und meine Familie. Es gibt ja so viele schöne Dinge, die man auch zuhause machen kann, wenn man nicht raus kann. Aber auch so viel wie möglich raus war für mich wichtig, weil ich so ein Draußenkind bin.“ Dann liest die Powerfrau weiter aus ihrem Buch „Die Chefin“ vor. Später, vor dem Tisch, an dem sie ihre Bücher signiert, bildet sich eine lange Schlange von Köster-Fans.

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