kfd St. Petrus und Paulus Odendorf/Essig/Ludendorf auf großer Fahrt
„Leipziger Allerlei“ begeisterte
Swisttal. „Leipziger Allerlei“, so lautete das Programm der Busreise der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) St. Petrus und Paulus Odendorf/Essig/Ludendorf nach Kloster Helfta, Leipzig, Wörlitz und Hannoversch Münden.
„Wir hatten alles geplant, wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete.“ Das ist der nachhaltigste und beeindruckendste Satz, den die Gruppe von Matthias Müller, Küster in der Leipziger Nikolaikirche, mitgenommen hat. Diesen Satz soll Horst Sindermann, Mitglied im SED-Zentralkomitee, auf seinem Sterbebett zu den Friedensgebeten geäußert haben. Als die Friedensmärsche das erste Mal an der „Runden Ecke“, der damaligen Stasizentrale, vorbeizogen, lagen Scharfschützen auf den Dächern. Allein in Leipzig waren 30.000 Handfeuerwaffen und 1,5 Millionen Schuss Munition gelagert, die Krankenhäuser waren in Alarmbereitschaft, Blutkonserven auf Vorrat geordert, alle Notärzte in Bereitschaft - und keiner gab den Befehl zum Schießen.
Ergreifender Zeitzeugenbericht
Die Begegnung mit Matthias Müller, Zeitzeuge der Montagsgebete, war sicherlich ein Höhepunkt der Reise. Die Bilder liefen vor dem inneren Auge ab, als wäre jeder dabeigewesen. Zum Schluss forderte er alle auf, auch zu Hause Friedensgebete zu initiieren, die Welt habe sie nach wie vor nötig. Mit einem gemeinsamen Gebet und einem Lied verabschiedete sich die Gruppe tief beeindruckt.
Barbara Hölscher, zuständig für die kfd-Reisen hatte wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Bestens gelaunt starteten 50 Damen und Herren in Richtung Leipzig, von dem Goethe in Faust schrieb: „Mein Leipzig lob ich mir. Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“
Anne Klein, Kassiererin der kfd, sorgte für ein perfektes Bordcatering. So manche Leckerei, Tasse Kaffee, Glas Sekt oder „Körnchen“ wurden gereicht.
Doch bevor die weltoffene und quirlige Metropole erreicht wurde, legte die Gruppe einen Stopp in Kloster Helfta ein. Das Kloster der Zisterzienserinnen in der Nähe der Lutherstadt Eisleben war im 13. Jahrhundert das Zentrum der deutschen Frauenmystik und galt damals als „Perle und Krone der deutschen Frauenklöster“. Zu Zeiten der DDR war es eine Kolchose und verfiel mehr und mehr. 1989 kam es wieder zurück in die Hände des Ordens und ist jetzt ein Bildungszentrum.
Vielfältiges Programm
In Leipzig angekommen, wurde in Auerbachs Keller zünftig gespeist, und Mephisto machte persönlich seine Aufwartung. Der nächste Tag stand unter dem Motto „Leipziger Allerlei“. Dr. Carl Körner, Kunsthistoriker aus Odendorf führte hervorragend durch die Stadt. Natürlich durften auch das Völkerschlachtdenkmal, das Görlitzer Schlösschen, der Berliner Bahnhof, das Neue und Alte Rathaus und vieles mehr bei der anschließenden Stadtrundfahrt nicht fehlen. Den Tag rundete ein Besuch in Markkleeberg ab, wo mit dem Neuseenland eine Oase des Wassersports und ein Olympiastützpunkt geschaffen wurde. Industriekultur zeigte eine Bootstour auf der Weißen Elster und dem Karl-Heine-Kanal. Das Wörlitzer Gartenreich wurde nach den Vorstellungen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) entworfen. Sehenswert waren besonders die Sichtachsen zwischen den verschiedenen Bauwerken.
Natürlich durfte am Abend auch ein Besuch in Leipzigs renommiertesten Kabarett nicht fehlen: „Die Leipziger Pfeffermühle“ mit Kultcharakter öffnete eigens für die Gruppe ihre Tore.
Was die Gruppe in der ehemaligen Stasizentrale zu sehen und zu hören bekam, ließ jedem einen Schauer über den Rücken laufen. Der totale Überwachungsstaat präsentierte sich in allen Facetten. Zum Teil war es so bedrückend, was Menschen sich an Quälerei und Brutalität ausdenken können, dass man froh war, wieder nach draußen zu kommen und aufatmend sagen zu können: „Es ist vorbei, Gott sei Dank.“
In Hannoversch Münden beeindruckten auf der Heimfahrt die 700 verschiedenen Fachwerkhäuser rund um den historischen Ortskern. Auch Dr. Eisenbart zeigte mit seinem Gehilfen ein wenig von seiner Heilkunst. Der historische Arzt reiste zeitweise mit 120 Helfern von Ort zu Ort und fand hier, wo Fulda und Werra zur Weser werden, seine letzte Ruhestätte.
Voll mit unvergesslichen Eindrücken und in hervorragender Stimmung kehrte die Gruppe am späten Abend nach Odendorf zurück, nicht ohne vorher noch beschlossen zu haben, dass es 2018 nach Prag geht.