Konzert in Knebels Scheune in Molzig
Marcel Brell brachte die Scheune zum Beben
Singer-Songwriter begeisterte mit seiner Album-Tour „Sprechendes Tier“
Molzig. Schrill, zart, bunt, gefühlvoll, klangstark, still-zerbrechlich, laut – musikalische Farben sind die große Stärke und vielleicht das Markenzeichen von Marcel Brell. Der Sänger und Komponist begeisterte in Knebels Scheune mit den Songs aus seinem zweiten Album „Sprechendes Tier.“ Auf seiner Tournee hat er in Molzig Station gemacht und zusammen mit Schlagzeuger Fabian Stevens, Bass-Gitarrist Hendrik Krause und dem Publikum die Balken in der zur Konzertlocation umgebauten Scheune zum Beben gebracht. Als Support durfte René Tholey aus Koblenz auftreten, der mit vier seiner Songs den Auftakt zum Konzert machte. Der junge Sänger, der sowohl solo mit Gitarre als auch mit Band unterwegs ist, schaffte mit seinen deutsch- und englischsprachigen Songs die richtige Atmosphäre für den Star des Abends.
Der Auftritt von Marcel Brell war dann schon fast ein Heimspiel, so viele bekannte Gesichter und begeisterte Fans waren wieder mit dabei. Die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und gelegentlich um den Finger zu wickeln, ist eine seiner Spezialitäten. Als Begleiter und Vorprogramm der norwegischen Kultband a-ha durfte er sein Können und seinen Charme schon vor wesentlich größerem Publikum unter Beweis stellen. Trotzdem ist ihm auch das kleine Publikum ganz nah. Mit Hingabe widmet er sich seinen Zuhörern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Scheune. „Ihr sitzt hier so ruhig, so zufrieden und idyllisch … aber ich weiß genau, in Euch steckt etwas Verruchtes, etwas Tierisches.“ Diese Feststellung nimmt er zum Anlass, das Publikum beim „Weggehen um anzukommen“ zum Schreien zu bringen. Überhaupt ist ihm das Einbeziehen seines Publikums wichtig. Zwar gibt es auch Lieder, in denen Brell ganz für sich allein singt, wenn er einen musikalischen Blick auf ein zerbrechliches Inneres zulässt und den Zuhörern nur Schweigen und Staunen als Gemütsregung zugesteht. Doch das hält nicht lange – denn bald fordert er wieder zum Mitmachen, Mitpfeifen, Mitsingen und Mitdenken auf. Bühne und Zuschauerraum liegen ganz eng beieinander – das schafft eine Atmosphäre der Nähe und Vertrautheit, die Brell zu nutzen weiß. Nur gelegentlich sitzt er da, beobachtet sein Publikum und scheint zu überlegen, ob er den brav – vielleicht allzu brav – Dasitzenden nicht noch einen Spruch an den Kopf werfen sollte – als wortgewandter Künstler vermutlich eine seiner leichteren Übungen. Doch dann scheint er sich seiner guten Schule zu besinnen und belässt es dabei, doch weiter sein Programm zu spielen. Mit seiner Präsenz auf der Bühne hält er dabei das Publikum zu jeder Zeit unter seiner Kontrolle und erzielt immer die gewünschte Reaktion auf seine Melodien und Texte.
2015 hat Marcel Brell den Fred-Jay-Preis, einen der renommiertesten Preise in der deutschen Musikbranche, erhalten. Er reiht sich damit ein in die Liste namhafter deutscher Musiker wie Heinz Rudolf Kunze oder Nena, die mit intelligenten Texten ihr Publikum begeistern. Bereits zwei Mal gastierte Brell zuvor in Knebels Scheune, und jedes Mal hat er die Hütte „gerockt“. Er ist ein gar nicht mehr so geheimer Geheimtipp. Er kann auf eine eingeschworene und kräftig wachsende Fangemeinde bauen, die ihn bei jedem Konzert, das er in der Nähe spielt, begeistert unterstützt. Über die sozialen Medien, allen voran Facebook, hält er engen und persönlichen Kontakt zu seinen Fans und Unterstützern. Viele der Zuhörerinnen und Zuhörer können jedes seiner Lieder mitsingen. Deshalb kommen neben den neuen Songs die älteren auch nicht zu kurz. Die neuen, das sind Titel wie „Steine“, „Sein wie du“ oder „Wasser von oben“, abwechslungsreiche und interessante Melodien mit der Eignung zum Ohrwurm. Vor allem, weil die Texte gerade einen Sinn und eine Bedeutung haben, die man nachvollziehen kann – und weil jeder schon in ähnlichen Situationen gesteckt hat. Denn eigentlich geht es immer wieder um Zwischenmenschliches: mal Nähe, dann wieder Entfernung, hier Schmerz, da Erleichterung und Freude.
Aber dennoch – oder gerade deswegen – lechzt das Publikum nach den bereits vertrauten Songs wie „Wo die Liebe hinfällt“, das Brell im Original mit der Sängerin Alin Coen im Duett gesungen hat. Zusammen mit dem Publikum entfaltet Brells Gesang und sein gefühlvolles Klavierspiel eine außergewöhnliche Tiefe und Harmonie. Sein Publikum entlässt er damit zum Ende des Konzerts nach weit über zwei Stunden mit dem guten Gefühl nach Hause, einen für Herz und Verstand wohltuenden Abend verbracht zu haben.
Weitere Informationen zu Marcel Brell unter www.marcelbrell.de und auf Facebook: www.facebook.com/marcelbrellmusik.