Kabarett mit Mathias Tretter im Jungen Schlosstheater
Sittenstrolch
Neuwied. Kein ernstzunehmender Krimi kam früher ohne sie aus: die Sitte. Ein beherzt verlebter Polizist in Zivil, der zur Lösung eines Falles nicht das Geringste beitrug, sich aber ölig an eine Theke schmierte. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen sind Hunderttausende bei der Sitte, und das ganz ohne Krimi und Polizei, ja meist gar ohne Sex. Nicht mehr lange, und die Moral wird in Deutschland genauso gut bewacht wie bei den Chinesen. Noch fehlt deren Sozialpunktesystem, dafür gibt es Twitter. Dort digitale Aufrüstung, hier Entrüstung. Welch ein fantastisches Klima für Satire!
Das meint zumindest Mathias Tretter: „Ich war immer neidisch auf Komiker in Diktaturen – wenn jeder Witz dein letzter sein kann. Soweit ist es zwar noch nicht; aber die Anzahl ehrenamtlicher Bedenkenträger, die wir schon haben, zeigt doch: Selten war ein Strolch so notwendig wie heute!“ Man ahnt: Das kann ja heiter werden – so sehr, dass danach wieder getwittert wird. Oder nochmal Tretter: „Sittenstrolch, mein siebtes Solo. Das erste mit Humor.“
Wer es nicht schafft, sich von der Couch aufzuraffen, wird auch nie erleben, wie unterhaltsam, erhellend und herrlich komisch so ein Kleinkunstabend mit politischem Kabarett sein kann. Tretter schafft es, bei gleichbleibend hohem intellektuellem Anspruch in einer unverschämt locker-nonchalanten Art zu reden und zu spielen. Einmalig!
Die Veranstaltung der Kleinkunstbühne Neuwied im Jungen Schlosstheater findet am Donnerstag, 25. April um 19.30 Uhr statt. Karten gibt es unter www.kleinkunstbuehne-neuwied.de oder telefonisch unter (0 26 31) 2 22 88 (Theater). BA