Neuerwerbung für das Roentgen-Museum Neuwied wurde mit einem Fachvortrag präsentiert
Tric-Trac-Tisch von David Roentgen
Neuwied. Landrat Rainer Kaul und Museumsdirektor Bernd Willscheid präsentierten gemeinsam mit Dr. Stephanie Tasch von der Kulturstiftung der Länder, Claudia Oetker von der Otto Wolf Stiftung und Dr. Martin Hoernes von der Ernst von Siemens Kunststiftung einen Schreib- und Spieltisch von David Roentgen aus der Zeit um 1780/90, der für das Roentgen-Museum Neuwied erworben worden war. Mit einem Fachvortrag von Dr. Achim Stiegel, dem Kurator der Möbelsammlung im Kunstgewerbemuseum Berlin, wurde das Möbel genauestens beschrieben sowie kunst- und kulturhistorisch eingeordnet.
Dieses in seiner Leichtigkeit und Schlichtheit beeindruckende, mit Mahagoni furnierte Möbel kann als Schreibtisch benutzt werden. Es lässt sich weiter zu einem Spieltisch mit der Möglichkeit zum Kartenspiel, Tric-Trac (heutige Backgammon), Schach- und Damespiel verwandeln. Die vier abschraubbaren Tischbeine, die Messingdekore an Zarge und Beinen, die Holzverarbeitung sowie die in eine Nut eingeschobenen Böden der vier Schubkästen sind typische Merkmale der europaweit bedeutenden Neuwieder Roentgen-Manufaktur.
Dieser Roentgentisch wurde nach französischem Vorbild für den Pariser Markt gefertigt. Bereits Ende des 17. bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts hatten die Kunstschreiner in Paris den Schreibtisch, das „bureau plat“, entworfen und mit der Möglichkeit zur Verwandlung in einen Spieltisch weiter entwickelt. Aus der Roentgenwerkstatt war dieser Möbeltyp bisher nicht bekannt. So war es für das Neuwieder Roentgen-Museum ein großer Anreiz, einen solchen Tric-Trac-Tisch, wie er gerne nach der damals sehr beliebten Spielart genannt wird, zu erwerben. Nicht nur mit seiner französischen Herkunft gibt das Möbel so einen weiteren Einblick in die Aktivitäten der Roentgens in Paris. Es ist das erste entdeckte Möbel dieser Art, das von der Roentgen-Manufaktur hergestellt wurde.