Firmlinge der katholischen Gemeinde Meckenheim zu Besuch in Berlin
Unterwegs auf den Spuren der Religionen
Auch die neu gegründete liberale Ibn Rushd-Goethe Moschee wurde besichtigt
Meckenheim. Es ist nicht die Moschee, wie man sie sich vorstellt. Im Gegenteil. Der Gebetsraum befindet sich im Gemeindehaus einer evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Moabit. Die kirchentypischen Bleiglasfenster sind der einzige Schmuck. Ein hell, schlicht und freundlich wirkender Raum.
Es ist die Zeit, in der die Muslime das Opferfest feiern. Günter Klein als Katechet der Firmgruppe nutzte diesen für Muslime wichtigen Feiertag, um mit den Firmlingen Glückwünsche zu überbringen. Die jungen Katholiken sind in Berlin auf den Spuren der Religionen unterwegs. Die Besonderheiten, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Christen, Juden und Muslime sind das Ziel. Begrüßt wurde die Gruppe von Seyran Ates, der Geschäftsführerin und Imamin der Moschee. Sie freute sich aufrichtig, dass jugendliche Katholiken den weiten Weg zu dieser Moschee fanden. Frau Ates ist Autorin und Frauenrechtlerin. Sie arbeitet als Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Sie kümmert sich täglich insbesondere um verfolgte Frauen, die sich hilfesuchend an sie wenden. Oft werden sie von Männern religiös patriarchisch dominierter Familien verfolgt. Auch sie selbst wurde schon wegen ihres Engagements als Frauenrechtlerin angegriffen und lebensgefährlich verletzt.
In der liberalen Moschee beten Männer und Frauen gemeinsam
Nun hat sie die erste liberale Moschee eröffnet. Eine Moschee, in der Frauen und Männer gemeinsam beten.
Die Frauen müssen nicht, wie sonst üblich, das Gebet abgetrennt von den Männern verfolgen. Mit dieser Moscheegründung möchte sie dem männerdominierten Islam ein liberales Adäquat entgegensetzen. Frauen und Männer, Schwule und Lesben, Christen und Juden, allen soll diese Moschee zum Gebet oder zur Begegnung offenstehen.
Anwesend waren auch noch andere Gäste Die Rabbinerin der Berliner Synagoge Gesa Edenberg, die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, ein evangelischer Priester und Mitglieder der Gemeinde. Selbst ein norwegisches Fernsehteam verfolgte mit Interesse die Arbeit von Frau Ates und der liberalen Moschee.
Diskussion über das Verhältnis der Religionen zueinander
Es wurde in gemeinsamer Runde, zu der auch Günter Klein als katholischer Katechet gebeten wurde, über das Verhältnis der Religionen zueinander diskutiert. Kritisch äußerte sich Frau Ates zur Auffassung vieler Muslime. „Religionsfreiheit und Toleranz sind keine Einbahnstraße. Viele Muslime nehmen die Religionsfreiheit als Selbstverständnis für sich in Anspruch und erwarten Toleranz für ihren Glauben. Ihnen fehlt aber oft die Bereitschaft, diese Werte auch anderen Menschen entgegenzubringen. Egal welcher Religion sie angehören oder aber ob sie religionslos sind.“
Herr Abbas El Fares, ein führendes Gemeindemitglied, erzählte, wie er persönlich zu dieser Moschee fand. Als Muslim habe er sich in den traditionellen Moscheen nie wohlgefühlt. Lieber besuchte er eine katholische oder orthodoxe Kirche, um einen geschützten Raum zum Beten zu haben. Erst jetzt habe er für seinen Glauben eine neue Heimstatt gefunden.
In den sozialen Medien angefeindet
Er berichtete auch davon, wie die neu gegründete Moschee insbesondere in den sozialen Medien angefeindet wird. Frau Ates erhielt auch schon Morddrohungen. Sie steht unter Polizeischutz.
Es wird ein weiter und schwieriger Weg, bis sich diese liberale Auffassung des Islam auf breiter Linie durchsetzen wird. Aber ein Anfang ist mit diesem nachahmenswerten Beispiel gemacht.
Für die Jugendlichen war es eine interessante Begegnung mit weltoffenen und sehr herzlichen Menschen.