Bikerszene aus Koblenzer Umgebung
Zehnjähriges Jubiläum: Biker sammelten an Heiligabend für Koblenzer Obdachlose
Spendenaktion „Weihnachten am Mc Donald`s“ feiert Jubiläum
Koblenz. „Das ist für mich Weihnachten“, freut sich Thomas Ullrich und wirft einen Blick in die Runde, „überall nur strahlende Gesichter.“ Vor der Mc Donald`s - Filiale in der Koblenzer Schlossstraße parken an Heiligabend unzählige Zweiräder, von der Harley bis zum Mofa ist alles dabei. Ihre Besitzer stehen beim gemütlichen Plausch zusammen, viele halten einen Becher dampfenden, frischen Kaffee`s in der Hand: „Der tut nach einer Winterfahrt so richtig gut“, sagt ein Biker aus dem Neuwieder Raum, der zum bereits zum vierten Mal dabei ist. Seit nun zehn Jahren treffen sich Motorrad-Fans an Heiligabend vor dem Fastfood-Restaurant: Hier sehen sich alte Bekannte wieder und werden zu neuen Freunden. Die Liebe zum Zweirad teilen alle - das ist das Schöne an der Sache. Aber es geht bei der Aktion nicht nur um den Selbstzweck. Die Idee zu „Weihnachten am Mc Donald`s“ hatte der gebürtige Koblenzer Thomas Ullrich. Der begeistere Motorradfahrer hatte zuvor ähnliche Treffen besucht und war der Meinung, dass das auch in Koblenz möglich sein muss: „Zunächst war der Gedanke, ein Gegengewicht zum Weihnachtsstress zu schaffen. Einfach gemütlich sein, sich nicht hetzen lassen“, so der 49-jährige. Gemeinsam mit seinem Bruder, der ihm nun auch das zehnte Mal die nötige „Rückendeckung“ gab, organisierte er das erste Treffen. Anfangs war die Gruppe überschaubar, doch jedes Jahr kamen neue Biker dazu. Inzwischen sind auch „Kuttenträger“ als Mitglieder diverser Clubs mit von der Partie, doch Stress und Ärger muss hier niemand befürchten.
Bikertreffen für den guten Zweck
Schon bald war klar, dass die Treffen nicht nur dem Selbstzweck dienen sollten; Thomas Ullrich und seine Mitstreiter beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun: „Es gibt auch hier in Koblenz viele Menschen, denen es nicht so gut geht und die auf Hilfe angewiesen sind“, so der gebürtige Koblenzer, „für diese wollten wir was tun.“ Seither wird gesammelt. Auch am vergangenen Heiligabend stand ein großer PKW-Anhänger auf dem Platz, der am Ende des Tages randvoll war mit Kleidungsstücken und Konserven, allerhand Leckereien, Tabak und vielen Dingen, die gerade Menschen ohne festen Wohnsitz das Leben leichter machen: Zelte, Schlafsäcke, Körperpflegemittel. Und auch die Spendendose war am Nachmittag reich gefüllt: Stolze 842 Euro kamen zusammen. Das Geld wird der Caritas übergeben und kommt ebenfalls Koblenzer Obdachlosen zu.
„Es gibt Stimmen in der Bevölkerung die sagen: ‚Die sind das selbst schuld, die trinken Alkohol, die machen dieses oder jenes‘, zitiert Maggy von den „Free Biker“ als Pressesprecherin der Veranstaltung nur einige der gängigen Phrasen. „Meiner Meinung nach, und da spreche ich wohl für alle hier, steht es niemandem zu, darüber zu urteilen, warum ein Mensch in diese Situation gekommen ist. Ob eine persönliche Schwäche oder vielleicht ein schwerer Schicksalsschlag ursächlich ist. Jeder weiß, wie schnell man heutzutage arbeitslos werden kann, also da steht wirklich niemandem ein Urteil zu“, sagt Maggy und stellt klar: „Wir können helfen und das machen wir einfach. Zumal es uns allen gut geht: Wir fahren Auto und Motorrad und haben auch ansonsten alles, was wir brauchen. Da gibt man gerne was ab.“ Nicht zuletzt entspräche das auch der Philosophie der Bikerszene: Leben und leben lassen. „Uns eint der Freiheitsgedanke“, sagt Maggy, „und auch das Leben so ein bisschen außerhalb der Norm.“ Dabei seien die Biker bei Weitem nicht so schlecht, wie ihr Ruf und das sei eine Nebenbotschaft: „Man kann wild aussehen aber trotzdem ein gutes Herz haben - das schließt sich nicht aus.“
Von 10 bis 14 Uhr lief die Aktion am vergangenen Heiligabend. Viele kamen und fuhren, gegen Mittag waren über 100 Menschen auf dem Platz am Löhrrondell. „Ich freue mich riesig über dieses Jubiläum und hoffe, dass noch viele folgen werden“, so Initiator Thomas Ullrich.sot