Arp Museum zeigt 70 Arbeiten der Collagen-Sammlung Meerwein im Bahnhof Rolandseck

Zur Kunst auch die Freundschaft im Fokus

Ausstellung ist bis zum 15. April 2018 zu sehen

07.12.2017 - 14:00

Rolandseck. Zu seinem Geburtstag 2014, als Gerhard Meerwein 70 Jahre alt wurde, tat der Architekt, Innenarchitekt und emeritierte Professor für Innenarchitektur an der FH Mainz etwas Wunderbares. Er stiftete dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck seine Sammlung von rund 400 Collagen. Mainz bekam sie nicht. Wenngleich Wohnort von Meerwein, wo er in den 1970ern auch einmal eine Galerie betrieb, ging die Landeshauptstadt leer aus, sah er sie doch als „Kulturdiaspora“. Aber in Rheinland-Pfalz wollte er sie gleichwohl verortet sehen.

Seit Mitte der 70er Jahre hatte er die Arbeiten rund vier Jahrzehnte lang zusammengetragen. Ausgehend von geklebten Bildkompositionen aus Papier, eine Kunstform, die Pablo Picasso und Georges Braques 1912 einführten, umfasst der einzigartige Fundus Papier- und Materialcollagen, Decollagen, Montagen und Reliefs bis hin zu freien Gruppierungen etwa von Joseph Beuys, Max Ernst, El Lissitzky, Imi Knoebel, Jirí Kolár oder Wolf Vostell.


„Gut angesiedelt“


Da die Museumspatrone Sophie Taeuber-Arp und Heinz Arp als Kunstschaffende die Collage im beginnenden 20. Jahrhundert maßgeblich mitprägten, ist das Arp Museum als Hort dieses Gattungsschatzes denkbar glücklich gewählt. „Besonders im Festjahr ‚Zehn Jahre Arp Museum‘ erfüllt es uns mit Stolz, dass Gerhard Meerwein unser Haus mit seinem Lebenswerk beehrt“, sagt Museumsdirektor Oliver Kornhoff anlässlich der neuen Ausstellung „Collagen – Die Sammlung Meerwein – Zweiter Ausschnitt“.

Gerhard Meerwein ist die Freude ebenfalls anzusehen, als er bei einem Rundgang in der Präsentationsetage des Bahnhofs Rolandseck die neue Ausstellung in Augenschein nimmt. „Gut angesiedelt“ findet er seine Sammlung in Rolandseck, regelrecht gerührt bedankt er sich bei Gastkurator Arne Reimann, der bereits 2015 die Ausstellung gestaltete, die im Arp Museum die Sammlungspräsentation Meerwein einleitete.

Galt dieser „erste Ausschnitt“ den vielfältigen Ausprägungen des Prinzips Collage, nimmt die aktuelle Schau wiederum mit 70 Collagen, zu denen zahlreiche dokumentarische Exponate wie Briefe hinzukommen, einen anderen Blickwinkel ein. Sie hebt einzelne Künstler und Künstlerinnen aus Rheinland-Pfalz heraus und schaut auch auf die Freundschaften, die Meerwein mit ihnen verbindet.

Illustriert wird dies durch den Schriftverkehr zwischen Sammler und Künstlern, Fotos, Mail-Art, die in Vitrinen ausgebreitet sind. Die persönlichen Zeugnisse im Kontext der Sammelaktivität, Buchobjekte und Kataloge hat Meerwein dem Museum ebenfalls übereignet. Durch mehrere Kisten musste sich Kurator Reimann arbeiten, um das Material zu sichten und auszuwählen. Fünf Künstlern, Gloria Brand, Sara Focke-Levin, Jürgen Möbius, Jürgen O. Olbrich und Paul Stein, hat er in der Ausstellung jeweils einen Bereich gewidmet.


„Barock“ mit Relief


Über Jürgen Möbius sagt Meerwein: „Wir haben lange und oft beisammen gesessen und uns unterhalten.“ Mit ihm fand er über Land Art zusammen. Von anfänglichen Landschaften kam Möbius zu Collagen mit malerischer Gestaltung. Er beherrscht das Spiel einer kraftvollen Akzentuierung durch schwarze Streifen oder auch Rechtecke, wie im großen Breitformat „Tagebuch II“ von 1981. Seinem Sammler verehrte Möbius als Neujahrsgruß das eigenwillige „Mädchen von Antibes“, das bei Meerwein „Erinnerungen an Picasso“ weckt.

Mit Gloria Brand, seit Mitte der 1980er in der Sammlung, verband ihn ein „sehr herzlicher Kontakt“. Sie griff für ihre Collagen zunächst auf Comics zurück, hat dann aber, wie Meerwein fasziniert verfolgte, mit selbst geschaffenen Papieren im Siebdruck und Offsetdruck weitergearbeitet. Deutlich erkennbar wird Brands Neigung, in die dritte Dimension zu gehen, sowohl an ihrer Arbeit „Barock“ mit einer reliefartigen Struktur, in die sich der Sammler verliebt hat, als auch an Wandwürfeln aus selbst gefertigten Papieren und der architektonisch anmutenden, gebogenen und verwobenen „Weiße Faltung 6“.


Kunst mit Humor


Jürgen O. Olbrich, aus der Fluxusbewegung und dem Happening kommend, war ein geradezu manischer Papiersammler und -umwandler. „Er durchwühlte Papiercontainer und stellte selbst Behälter auf“, weiß Meerwein, der ihn auf der Dokumenta traf und mit ihm zur Biennale fuhr. „Seine große Fähigkeit bestand in der Zusammenarbeit mit anderen“, betont er. So war der Sammler in seinem Architekturbüro in ein anstrengendes, drei Tage währendes Kopier-Projekt mit Olbrich und Achim Snyder eingebunden. Es mutierte zu einem Buch, welches im Bahnhof gezeigt wird.

Der vielseitige Olbrich verzichtet bei seinen Zutaten für die Kunst nicht auf Humor. „Art Is Where You Find It“ betitelt er eine Versammlung bunter Gummitiere. Und derselbe Satz fügt sich aus einzeln auf Papiertragetaschen gedruckten Wörtern. Die Kunst ist also im Leben zu finden, wo auch immer.

Streng geometrisch strukturierte und farblich zurückgenommene Arbeiten kommen von Sara F. Levin. Aber sie kann auch lustvoll mit Versatzstücken aus Schrift, Fotos, Zeichnung operieren und durchaus kräftige Farbakzente setzen. Beides wird in Rolandseck gezeigt.

Von dem bereits verstorbenen Paul Stein, „ein Selbstquäler hoch drei; er musste gestützt werden“, sieht man indes nur sehr reduzierte Collagen, eine graue „Hauswand“, die ganz nach einem Dripping-Gemälde ausschaut, aber feinste Papierstreifen eingebaut hat, und eine beinah weiße aus übermalten Papierausrissen. Dabei vereinte auch Stein laut Meerwein zwei künstlerische Naturelle in sich, war als Maler sowohl leise wie lebhaft.

Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, läuft bis 15. April 2018. Sie ist geöffnet dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. HG

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