Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK) Gimmersdorf – ein Wort bekommt Bedeutung
Gimmersdorf gestaltet seine Zukunft
Gimmersdorfer formulieren Wünsche für die Zukunft – Bürger aller Altersklassen beteiligen sich am Projekt
Wachtberg-Gimmersdorf. Der Begriff „Dorfinnenentwicklungskonzept“ mag dem Einen oder Anderen wie ein sperriges Ungetüm der deutschen Sprache vorgekommen sein, als er ihn zum ersten Mal hörte. Am Abend des 8. März aber verlor das Sprachmonster mehr und mehr seinen Schrecken und das, was sich dahinter verbirgt, nahm Gestalt an. Der Beigeordnete der Gemeinde Wachtberg, Jörg Ostermann, begrüßte die Bürger, die sich auf den Weg in den Dorfsaal gemacht hatten, und drückte seine Freude über das offensichtlich große Interesse in der Bevölkerung aus, an dem Projekt mitzuarbeiten. „Heute ist kein politischer Termin, heute ist Bürgertermin“, betonte er noch einmal die Orientierung des Projekts an den Wünschen der Bewohner des Ortes. Diplom-Geograph Sven Lachmann moderierte nach der Begrüßung die Veranstaltung und wiederholte, dass alle Bürger, gleich welchen Alters, angesprochen seien und eingeladen seien, sich zu beteiligen und Vorschläge zu machen.
„Was wollt ihr?!“ – Jugendwerkstatt am 27. März
Weil naturgemäß an dieser Art Veranstaltung selten Jugendliche teilnehmen, berichtete Sven Lachmann über die Maßnahmen, die in naher Zukunft ergriffen würden, um auch diese Altersklasse zu erreichen. „Wundern Sie sich deshalb bitte nicht, wenn Ihre Kinder Ihnen erzählen, ihnen hätte jemand morgens an der Bushaltestelle einen Flyer und einen Zettel in die Hand gedrückt. Das waren dann wir“, kündigte er an. „Die Jugendlichen sind die, die am längsten in diesem Ort mit dem Leben werden, wofür wir heute Abend Vorschläge machen.“ Deshalb sei es in diesem Projekt ein besonderes Anliegen, auch die jungen Leute zu erreichen. Der Flyer übermittelt den fast erwachsenen Kids den Termin der Jugendwerkstatt, die im Dorfsaal am 27. März um 17.30 Uhr stattfinden wird. Der Steckbrief, den die jungen Leute ebenfalls erhalten, fragt lediglich nach dem Alter und dem Geschlecht des Abgebenden und ist somit auch hinsichtlich der Belange des Datenschutzes unbedenklich.
Antworten wünschen sich die Beteiligten des Projekts zu den Fragen, was der jeweilige Jugendliche an Gimmersdorf gut findet; was man besser machen könnte; welche die Lieblingsplätze sind; was man gerne macht oder gerne machen würde und – besonders wichtig – was oder welches Angebot ihm oder ihr in ihrem Wohnort fehlt. Der Steckbrief kann bei der Gemeinde Wachtberg bei Claudia Schmidt oder Christian Kaden abgegeben werden, oder beim Vorsitzenden der Ortsvertretung Gimmersdorf, Christoph Fiévet. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, den ausgefüllten Steckbrief einfach zum Termin der Jugendwerkstatt in den Dorfsaal mitzubringen.
All diese Maßnahmen, die die Jugendlichen mit ins Boot holen sollen, werden mit dem Programm des Abends eines gemeinsam haben: Man will kein Projekt auf die Beine stellen, das am Ende unter Umständen am Bedarf der Bürger vorbeigeht. Deshalb will man eine Stärken-Schwächen-Analyse durchführen und zusammen mit den Zukunftswünschen der Bürger ein passendes und vom Land förderungswürdiges Projekt erarbeiten, das alle mitgestalten können. Aus diesem Grunde waren die Fragen der Versammelten sehr willkommen.
Keine Mehrheitsbeschlüsse auf Kosten der Anlieger
Besonders die Befürchtung einiger Bewohner, es könnten Mehrheitsbeschlüsse gefasst werden, für die schließlich Anlieger zur Kasse gebeten würden, konnte ausgeräumt werden. Es ginge einzig und allein darum, ein förderungswürdiges Projekt zu entwickeln und mit den daraufhin fließenden Fördergeldern des Landes die Wünsche der Bürger zu realisieren, hieß es. In manchen Orten, in denen dieses Konzept bereits aufgegangen sei, seien zum Teil auch Zuschüsse für private Sanierungen geflossen. Die Motivation des Landes sei hierbei, das Erscheinungsbild und die infrastrukturelle Ausstattung als Faktoren der Lebensqualität attraktiv zu gestalten.
Sorgenkind Verkehrsanbindung
Im Anschluss an diese Erläuterungen war die Initiative der Bürger gefragt. Gerne beteiligten sie sich daran, in verschiedenen Kategorien die Punkte zu notieren, die ihrer Meinung nach Stärken, Schwächen, Chancen oder Risiken im Dorf darstellten. In einem zweiten Schritt machten sich die Gimmersdorfer Gedanken zur Zukunft des Dorfes.
Den größten Schwerpunkt stellte an der Pinnwand ebenso wie im direkten Gespräch der Verkehr dar, wobei die sehr lückenhafte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr besonders den älteren Bürgern für sich selbst und für Heranwachsende ein großes Anliegen war. „Wen wundert es, dass die jungen Leute hier nicht bleiben wollen, wenn sie hier quasi festgebunden sind? Sie können in der Stadt nichts unternehmen, weil sie abends nicht mehr zurückkommen, weil kein Bus mehr fährt“, berichtete eine ältere Dame. Das sei schließlich auch für die älteren Leute wichtig, die aus Altersgründen irgendwann kein Fahrzeug mehr führen wollen oder sollten, war aus einer anderen Ecke zu hören.
Gemeinsam das beste Projekt erarbeiten
Die nächsten Schritte werden sein, mit den nun bekannt gegebenen Wünschen und Sichtweisen der engagierten Bürger und den noch zu ermittelnden Informationen ein förderungswürdiges Projekt zu erarbeiten. Dazu dienen in den kommenden Wochen Termine zur Ortsbegehung.
Auch hier sei es gewünscht, dass Bürger Fragen stellen und Anregungen geben, wenn man sich im Ort treffe, betonte Sven Lachmann. Denn ohne die Initiative der Bewohner funktioniere es nicht.
Für Neugierige und Engagierte wird es in den kommenden Wochen folgende Termine geben: Am 1. April (kein Aprilscherz!) um 10 Uhr ein Ortsrundgang (ohne anschließendes Treffen im Dorfsaal); am 26. April, 9. Mai und 22. Mai Treffen mit bisher offenem Programm. Das Programm wird sich an dem orientieren, was bei der Bestandsaufnahme und den Wünschen und Plänen der Bewohner zusammengetragen wird, erklärte Sven Lachmann.
Unabhängig davon fände aber in jedem Fall die Jugendwerkstatt zum Thema am 27. März um 17.30 Uhr im Dorfsaal statt.