Politik ist ein schmutziges Geschäft
Die Mutter ermahnt ihren jungen Sohn: „Hör mal zu: Zwei Wörter möchte ich von Dir nie wieder hören: Das eine ist geil und das andere ist beschissen.“ Darauf der Sprössling: „Okay Mama. Und wie heißen die Wörter?“
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt entsetzt sind, mit welchem Witz die dieswöchige Glosse beginnt, dann darf ich Ihnen versichern, dass es sich um eine Ausnahme handelt. Die Wortwahl ist nämlich untypisch für mich - und das obwohl ich gerne die Sprache des Volkes spreche. In dieser Woche habe ich mich jedoch einmal den Politikern angepasst, die schon kurz nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse der Bundestagswahl nicht gerade zimperlich mit ihren Ausdrücken waren. Ein Mann mit Hunde-Krawatte sagte: „Wir werden Frau Merkel jagen.“ Und eine (ehemalige) Bundesarbeitsministerin meinte sogar: „Und ab morgen kriegen sie in die Fresse.“
Verkommt der Bundestag jetzt zum Jagdrevier oder zum Hinterhof? Oder sind wir überempfindlich geworden? War die Sprache im Bundestag zu Zeiten von Herbert Wehner und Franz-Josef Strauß wirklich „rustikaler“?
Die Meinungen hierüber gehen sicherlich auseinander. Keine Frage: Politik ist ein schmutziges Geschäft. Das fängt schon mit der ersten Silbe des Wortes an. Aber wer in der Öffentlichkeit steht, sollte seine Wortwahl gut überlegen.
Während auf der Bundes-Ebene nach wie vor die Frage offen ist, ob Angela Merkel bald mit Rastalocken im Bundeskanzleramt sitzt und ob über dem Reichstag bald die Jamaika-Fahne weht (Schwarz-Gelb-Grün), wird auf örtlicher Ebene derzeit noch viel über das Abschneiden der AfD diskutiert. In der Stadt Weißenthurm hatte diese 21,4% der Zweitstimmen erreicht. Am Vormittag nach dem Wahltag war ein Team des SWR vor Ort, um Passanten nach den möglichen Gründen zu befragen.
Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne Wolfgang Bosbach zitieren, der übrigens vor gar nicht allzulanger Zeit in Weißenthurm war und dort eine Rede gehalten hat. Dieser sagte nun Folgendes: „Das Beschimpfen von Wählern anderer Parteien war noch nie ein Erfolgsmodell. Wenn man die Wählerinnen und Wähler der AfD pauschal in die rechtsradikale Ecke stellt, wie will man sie wieder für die Parteien der politischen Mitte zurückgewinnen?“
„Nach der Wahl ist vor der Wahl“, heißt es bekanntlich. Den Parteien im Bereich der Verbandsgemeinde Weißenthurm bleibt jedoch nicht viel Zeit, die Ergebnisse der Bundestagswahl zu analysieren, denn der nächste Wahltag steht schon vor der Tür: Am 19. November 2017 entscheiden die Wählerinnen und Wähler der Verbandsgemeinde Weißenthurm, wer im kommenden Jahr Nachfolger von VG-Bürgermeister Georg Hollmann wird. Eine Zusammenlegung dieser Wahl mit der Bundestagswahl war bekanntlich leider nicht möglich. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Plakate für diese Urwahl zu sehen sind.
Ganz egal, wie die Wahl auch ausgehen mag: Ich bin mir sicher, dass die Parteien vor Ort nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses nicht eine solche Wortwahl an den Tag legen werden, wie man sie derzeit bei einigen Bundespolitikern hört.
Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, darf ich versichern, dass auch der Ausscheller mit „Kraftausdrücken“ vorsichtig umgeht und nur ausnahmsweise einmal „schlüpfrige Witze“ machen wird.
Ihr Ausscheller