Leserbrief zu „AfD fordert demokratischen Anstand im politischen Wettstreit“ Blick aktuell Neuwied, Ausgabe 15/2017
Zweierlei Maß?
Die AfD fordert von anderen demokratischen Anstand im politischen Wettstreit, bringt aber die durch nichts zu rechtfertigende Rauchbombe während einer AfD-Veranstaltung im letzten Jahr „flankierend“ mit einer IG-Metall-Erklärung in einen somit ein Gschmäckle habenden Zusammenhang. Gewerkschafter werfen keine Bomben. Diese Opferkult-Perspektive kann die AfD angesichts ihrer inneren Widersprüche und Rivalitäten sicherlich gut gebrauchen. Nun gab es jedoch unlängst im Nachbarkreis Mayen-Koblenz tatsächlich einen wahrscheinlich politisch motivierten und zweifellos unentschuldbaren Brandanschlag auf das am Haus der Familie des AfD-Landtagsfraktionsvorsitzenden Uwe Junge abgestellte Auto seiner Ehefrau. Da Uwe Junge auch Kreistagsmitglied ist, verurteilten alle Fraktionen im Kreistag Mayen-Koblenz scharf Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung. Neben der gemeinsamen Erklärung von fünf Fraktionsvorsitzenden gab es allerdings eine weitergehende eigene Erklärung der Grünen, in der auch auf andere gewalttätige Übergriffe bis hin zu Sachbeschädigungen und Brandanschlägen auf Asylbewerberwohnheime ausdrücklich Bezug genommen wurde. Dieses von den Grünen gesetzte Zeichen regt angesichts der jüngsten AfD-Erklärung im Kreis Neuwied zu Nachdenklichkeit an: Die überempfindlich wahrgenommene eigene Situation aufwühlend darstellen und Übergriffe zu Lasten von Schwachen und Minderheiten beschweigen – das geht nicht.
Siegfried Kowallek, Neuwied