Beim Rotwildring Ahrweiler hagelt es Kritik zur Novellierung des Landesjagdgesetzes Rheinland-Pfalz

„Die wollen uns etwas vorschreiben, wovon sie keine Ahnung haben“

„Die wollen uns etwas vorschreiben, wovon sie keine Ahnung haben“

Leidenschaftliche Diskussionen und Beiträge prägten die Versammlung des Rotwildringes Ahrweiler in der Kempenicher Leyberghalle. Foto: GS

15.04.2024 - 14:58

Kempenich. Die Novellierung des Landesjagdgesetzes Rheinland-Pfalz entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Denn sie ist seit Jahren Thema bei den Versammlungen von Jägern zwischen Ahrweiler und Kaiserslautern. So auch erneut beim Rotwildring des Kreises Ahrweiler in der Kempenicher Leyberghalle.

Was bringt die Jäger in Harnisch? Bisher übt der Jagdrechtsinhaber sein Recht in einer Jagdgenossenschaft vor allem durch Verpachtung eines Revieres aus. Das Reviersystem wird aber ausgehebelt. Jeder Grundeigentümer kann zwar zunächst der Verpachtung zustimmen, anschließend aber auch noch seine Fläche selbst bejagen oder getrennt an einen Dritten verpachten. Es können Bewirtschaftungsgemeinschaften gebildet werden, die darüber hinaus auch unterjährig variieren. Die Solidarität zwischen denjenigen, die möglicherweise unter Wildschaden leiden und denjenigen, wo schadensarm höhere Wildbestände vorhanden sind, wird zerstört. - Die bisherigen Passagen im Landesjagdgesetz, dass Ziele der Jagd die Erhaltung eines gesunden Wildbestandes und seiner natürlichen Lebensgrundlagen sind, wurden gestrichen. Stattdessen liegt der Fokus auf der Holzgewinnung. Pflanzen und Bäumen wird ein höherer Schutzstatus zugesprochen als Tieren, insbesondere Pflanzenfressern. Da wildlebende Tiere vom Grundgesetz besonders geschützt sind, verstößt dies nach Meinung der Jäger gegen die Verfassung.

Das alles sorgte im vergangenen Jahr für Unmut und Proteste. Zwar sprach der Landtagsabgeordnete Horst Gies aus Ahrweiler in seiner Funktion als Kreisbeigeordnete vor dem Rotwildring davon, „dass sich etwas bewegt“ und es eine „Phase des aufeinander Zugehens“ gebe, doch wenn nötig würden die Jäger wieder in den Protestmodus wechseln. Er setzte auf konstruktives und kritisches Begleiten der Novellierung. Gies hat Ahnung vom Fach, ist selbst Jäger und Vize der Kreisjägerschaft Ahrweiler.


Herbe Kritik an Mainz


„Ahnung bei den Leuten in der Mainzer Regierung“, vermisste Alt-Kreisjagdmeister Joachim Polch mit nicht ganz so netten Worten wie denen von Gies. Es sei eine „Unverschämtheit“, dass sich von dem Evaluierungspapier des Landesjagdverbandes kein Wort in dem neuen Gesetzesentwurf finde. „Wir schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, weil Leute uns etwas vorschreiben wollen, wovon sie keine Ahnung haben“, machte Polch seinem Unmut unter Beifall von mehreren Hundert Jägern in Kempenich Luft und kündigte aufgebracht an: „Wir fahren zum Protest auch nach Mainz.“

Dass die Jäger im Rotwildring Ahrweiler ihre Hausaufgaben gemacht haben, belegte Polch mit den Abschusszahlen des vergangenen Jagdjahres. So wurden in den Hegegemeinschaften Hohe Acht-Kesseling und Barweiler-Aremberg sowie in den Freigebieten insgesamt 1344 Stücke Rotwild erlegt. Davon 830 weibliche Tiere und 513 männliche. Dass im eigentlich Rotwild-freien Gebieten 205 Stücke erlegt wurden, begründete Polch so: „Rotwild sucht sich seinen passenden Lebensraum, die Standorte ändern sich.“


„Absurde Verordnungen“


„Rotwildbewirtschaftung und Wirkung von Störungen auf das Rotwild“ war dazu das passende Thema des Gastreferenten. Wildbiologe Dr. Daniel Hoffmann, ehemaliger Vorsitzender des Landesjagdverbandes Saarland, wandte sich dabei „gegen grüne Ideologie, wie Anfang des 19. Jahrhundert zugunsten des Waldes mit aller Brutalität gegen das Wild vorzugehen“. Hoffmann geißelte „absurde behördliche Verordnungen und Gesetze“ und forderte „mit Kampfbereitschaft gegen solche Maßnahmen vorzugehen“. Sein Instrument für das Rotwildmanagement ist nachhaltige Bewirtschaftung durch Waid- und Tierschutzgerechtigkeit und Erhalt der Sozialstrukturen.

Mindestabschusspläne seien „starre bürokratische Konstrukte“ und könnten „nicht zu ökologisch sinnvollen Lösungsansätzen beitragen“. Dieses System sei primitiv und nicht zielführend. Abschussplan bedeute mehr: Es gelte sich jedes Jahr erneut mit der Situation von Wild und Wald auseinanderzusetzen. Durch Rotwildmanagement gelte es Verantwortung gegenüber den Ökosystemen zu übernehmen. Und dazu gehöre auch die Aufhebung des Verbotes Wildäcker zu düngen. Hoffmann: „Das Wild sucht sich sein Biotop selbst, magere Wiesen werden gemieden.“ So seien Schäden an anderen Orten programmiert. Zu Schäden führte Hoffmann außerdem an, dass Wildverbiss im Forst am häufigsten in der Jahreszeit (Winter) auftrete, in der es den geringsten Wildbestand gebe. Er wünsche sich eine klare Differenzierung und Abgrenzung von wirtschaftlichen Zielen und ökologischen Realitäten.


Fehlende Wertschätzung


„Klare Worte“, fand Ralf Mocken als Moderator des Rotwildringes und unterstrich mit der „fallenden Stecknadel, die man hätte hören können“, das Interesse der Jägerschaft an dem Vortrag. Mocken zitierte dazu aus der Fachzeitschrift „Hirsch & Co.“: „Klare Worte zum Zustand des Arten- und Naturschutzes in Deutschland, zu Waldbaufantasien der Forstwirtschaft und zur fehlenden politischen Wertschätzung für die Leistung der Jägerschaft.“ Hoffman gehe „hart ins Gericht mit der grünen Natur-Frevler-Partei“ und erkläre, warum Wild nicht schuld an den waldbaulichen Problemen sei. Anerkennung gab es indes von Gies im Namen von Landrätin Cornelia Weigand für die Jäger: „Die Hegegemeinschaften leisten mit ihrer engagierten und zielgerichteten Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Lebensraums für das Rotwild. Sie stellen damit gleichzeitig einen Ausgleich zwischen einem gesunden Rotwildbestand und den land- und forstwirtschaftlichen Bedürfnissen her.“ Eine tragende Rolle bekomme dabei das Zusammenspiel zwischen Forst und Jagd für das Ökosystem Wald. GS

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Verbandsgemeinderat beschließt Neubau der Grundschule Dernau

Alfred Sebastian geht auch vom Neubau verbundenen Schulsporthalle aus

Dernau. Die Auswirkungen der Flutkatastrophe im Ahrtal in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 sind noch längst nicht überwunden: Weder aus den Köpfen und Herzen der Menschen, noch beim Wiederaufbau der massiven Zerstörungen an Gebäuden und Infrastruktur. Nicht nur die hiervon unmittelbar Betroffenen Menschen, sondern auch die Behördenmitarbeiter/Innen sind an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt. mehr...

Aggression gegen Rettungskräfte in Euskirchen

Polizisten bei Einsatz bespuckt

Euskirchen. Am Sonntag, 28. April gegen 19.28 Uhr wurde den Rettungskräften eine stark alkoholisierte, verletzte Person im Bereich der Klosterstraße in Euskirchen gemeldet. Ein weiterer anwesender 48-jähriger Mann verhielt sich gegenüber den Rettungskräften verbal aggressiv. Aus diesem Grund wurden Polizeibeamte hinzugezogen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Möglicherweise in hilfloser Lage

51-jähriger Mann aus Höhr-Grenzhausen vermisst

Möglicherweise in hilfloser Lage

Höhr-Grenzhausen. Seit dem Morgen des 28.04.24 wird der 1972 geborene Frank Arenz aus Höhr-Grenzhausen vermisst. Entgegen der üblichen Gepflogenheiten hat dieser seinen gewohnten Lebenskreis verlassen, bisher durchgeführte Fahndungsmaßnahmen führten bislang nicht zum Erfolg. mehr...

Taube auf Scheunendach erschossen

Zeugenaussagen erbeten nach Schuss in Rhens

Taube auf Scheunendach erschossen

Rhens. Am Donnerstag, 11. April 2024 gegen 18.30 Uhr wurde durch Zeugen beobachtet, wie in Rhens auf eine Taube geschossen wurde. Die Taube saß auf einem Scheunendach in der Koblenzer Straße und wurde dort vermutlich von einem Kleinkalibergeschoss getroffen. mehr...

Reparatur- und Kommunikations- Café der Senioren-Union der VG Bad Breisig

Reparieren statt wegwerfen

Bad Breisig. Am Montag, 6. Mai werden in der Zeit von 15 bis 17 Uhr, im „Haus der Begegnung“ in Bad Breisig, wieder Kleinreparaturen an Elektrogeräten durchgeführt. Daneben wird Unterstützung beim Umgang mit Laptop, Smartphone und Navigationsgeräten angeboten. mehr...

„Wählergruppe Kreis Ahrweiler“ tritt an

Wahl des Gemeinderats Grafschaft

„Wählergruppe Kreis Ahrweiler“ tritt an

Gemeinde Grafschaft. Ein Zusammenschluss parteiloser Bürger aus dem Kreis Ahrweiler hat auf einer bürgeröffentlichen Aufstellungsversammlung für den Ahrweiler Kreistag im direkten Anschluss auch eine Bürgerliste für den Gemeinderat der Grafschaft aufgestellt. mehr...

Ein erfolgreiches Wettkampfwochenende

DJK Ochtendung 1920 e.V. – Abteilung Leichtathletik

Ein erfolgreiches Wettkampfwochenende

Ochtendung. Am Wochenende gingen die Athlet*innen der DJK bei zwei Wettkämpfen an den Start. Das Wochenende begann mit dem 3. Mayener Laufabend. Hier startete Rebecca Kramer bei der 100 und 200 Meter Sprintdistanz. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Amir Samed :
Eine im Wesentlichen auf die Medien, nicht auf die Wähler gestützte Regierung verteidigt ihre Vormacht durch Tricks, die einer demokratischen Gesellschaft nicht würdig sind, dies gilt auch für Hr. Kühnert, denn, wer in der Demokratie anderen eine Grube gräbt, wird darin selbst beerdigt. Denn Demokratie...
Amir Samed :
HR Kühnert, auch Talkshow-Kevin genannt, ist allgemein bekannt für seine Forderungen nach Verstaatlichung. In seinem Weltbild ist es Diebstahl, wenn ein Mensch sein Leben lang hart arbeitet und sich zur Altersvorsorge ein Haus baut. Stattdessen sollte dieser sein hart verdientes Geld dem Staat überlassen,...
Anonym:
Ich bin hier gerade sehr im Zwiespalt. Das ist doch der Gnadenhof wo auch bei die Harten Hunde mit Ralf Seeger gesendet wurde und der dort auch geholfen hat. Da Ralf Seeger sich dem Tierschutz mit ganzer Seele verschrieben hat kann ich mir nicht vorstellen daß er dort geholfen hätte und auch eine...
Anonym:
Ich bin hier gerade sehr im Zwiespalt. Das ist doch der Gnadenhof wo auch bei die Harten Hunde mit Ralf Seeger gesendet wurde und der dort auch geholfen hat. Da Ralf Seeger sich dem Tierschutz mit ganzer Seele verschrieben hat kann ich mir nicht vorstellen daß er dort geholfen hätte und auch eine...
MARGIT S.:
Wie krank mal einfach ohne eine 2 Meinung sowas zu beschließen???!!! Sorry aber das hier ist jein Rechtsstaat mehr !!! 15 Jahre hat diese Frau alles gegeben für diese armen Seelen..Und da behauptet eine Person etwas und wer leidet darunter???? DIESE ARMEN SEELEN!!!! Statt Auflagen und diese unangemeldet...
Ralf Dutine:
Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service