Die „Lebende Krippe“ feierte Jubiläum
Auch nach 25 Jahren: „Die Gänsehaut kommt immer wieder!“
Andernach. An der Hand seine neunjährige Enkelin, steht Opa M. an der „Lebenden Krippe“ und schüttelt ungläubig den Kopf. „Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als ich mit meinen kleinen Kindern dieses Laienspiel zum ersten Mal sah. Und jetzt, ein Vierteljahrhundert später, esse ich ein Stück von der Jubiläumstorte.“ Ja, es grenzt auch fast an ein kleines Weihnachtswunder, dass der Funke, der vor 25 Jahren vom ehemaligen Sitzungspräsidenten der Andernacher Prinzengarde, Hans-Jürgen Pinter, gezündet wurde, die Flamme der Begeisterung bei den engagierten Krippenbauern und Darstellern weiterhin kräftig lodern lässt. Die anfänglich belächelten Akteure aus den Reihen des Karnevalscorps, die eine Idee in die Tat umsetzten und diese bis zum heutigen Tag mit großem Ernst und Eifer am Leben erhalten, haben in diesem Jahr wirklich einen Grund zum Feiern. Als äußeres Zeichen ihrer Jubiläumsfreude wurde am Samstagnachmittag eine große Geburtstagstorte unter den heutigen und vielen ehemaligen Mitwirkenden der traditionellen, vorweihnachtlichen Attraktion auf dem Andernacher Marktplatz verteilt.
Countdown bis zur 500. Aufführung läuft
Mit ruhigen Tönen, zweistimmigem Gesang, Gitarrenklang und eigenen Interpretationen von modernen Songs stimmte das durch die Sendung „Das Supertalent“ bekannt gewordene Duo, Michael Hemmersbach und Kevin Anheier, seine Zuhörer auf die 496. Aufführung der „Lebenden Krippe“ ein. Mehrere hundert Weihnachtsdorf-Besucher folgten dann der, durch die Bibel überlieferten, Geschichte von Maria, Josef und ihrem Kind Jesus, den Hirten, dem Engel und den drei Weisen an einem Stall in Bethlehem. Diese wurde in der liebevoll und aufwendig erbauten Freiluftkulisse, flankiert von Ochs, Esel, Schafen und Ziegen, wortlos, dennoch lebendig und würdig, zum gelesenen Evangelium dargestellt. Da wurde es ruhig auf dem Marktplatz, leuchteten nicht nur Kinderaugen, gab es, einmal mehr, großen Applaus für das eindrucksvolle fromme Spektakel.
Kein „Happy Birthday“, aber eine Riesentorte
Krippenspiel-Leiter Thomas Manstein bat im Anschluss alle heutigen und ehemaligen Darsteller und Krippenbauer, die der Einladung zur Geburtstagsfeier gefolgt waren, zusammen mit Oberbürgermeister Achim Hütten und Bürgermeister Claus Peitz in die Stall-Kulisse. Hans-Jürgen Pinter, der die ersten 16 Jahre als Spielleiter wirkte, blickte zurück und berichtete von den Anfängen der „Lebenden Krippe“. So erfuhren die Zuschauer, wie der bekannte Humorist 1991 seine Prinzengarde-Kameraden und die Stadtverwaltung von der, damals bereits in Monschau eindrucksvoll umgesetzten, Spiel-Idee eines Karnevalsvereins überzeugen konnte. Auch eine starke, engagierte Truppe, allen voran Paul Schmitz und Horst Boeckers konnte er seinerzeit für das Projekt gewinnen. Die „Lebende Krippe“ ist ein stummes Spiel, zu einem, vom Erzähler vorgetragenen Text. Pinter stellte mit dem alt-katholischen Pfarrer Hans-Werner Schlenzig, den Sprecher der Evangelien-Texte vor, dessen sonore Stimme bereits seit 25 Jahren auf dem Marktplatz ertönt. Allerdings wird sich hier einer produzierten Aufnahme bedient. „Die Hühnerhaut kommt immer wieder. Ich bin immer noch gerührt, wenn ich das hier sehe“, gestand Hans-Jürgen Pinter, der allen dankte, die die Realisierung des Projekts möglich machten. Auch Tomas Manstein und Oberbürgermeister Achim Hütten sprachen ihre Anerkennung für das ungebrochene Engagement der Prinzengardisten aus, das zudem, vor einigen Tagen, mit der Verleihung des Ehrenamtspreises der Stadt Andernach eine angemessene Würdigung erfuhr. Dann wurde die, von Christian Heller - Andernach.net - georderte, Jubiläumstorte angeschnitten und verteilt. Einige, aus dem, über die Jahre treu gebliebenen, Publikum, bekamen selbstverständlich auch etwas von dem Kuchen ab.
Ein Stargast als Geburtstagsgeschenk
Bruce Kapusta, TV-bekannter, Trompeter, Sänger und Entertainer, der mit seinem Musikinstrument schon seit Kindertagen verbunden ist, versprach „Gänsehaut, Stimmung und Emotionen“. Und diese Zusage löste er an der „Lebenden Krippe“ ein. Mit Trompetenklang und Gesang interpretierte er zahlreiche vertraute Lieder und Songs aus seiner neuen CD „Meine liebsten Weihnachtslieder op kölsch“. In seiner Karriere stand der beliebte Musiker schon auf vielen großen Bühnen, dennoch ist für ihn „die Bühne überall – selbst im kleinsten Wohnzimmer.“ Eine Fackelführung durch die historische Altstadt und eine zweite Aufführung der „Lebenden Krippe“ beschlossen das Programm am historischen Jubiläumstag. Wer meint, nach der Jubiläumsfeier würden die „Bewohner“ des Weihnachtsdorfes jetzt in die Jahrespause gehen, hat sich das Programm nicht angeschaut. Schon am Donnerstag, 22. Dezember werden Deutschlands singender Weihnachtsmann und sein Freund, Schneemann Olaf, aus Disneys „Eiskönigin“, mit ihrer märchenhaften Weihnachtsshow ihre kleinen und großen Zuschauer verzaubern und mit ihnen ab 17 Uhr träumen und singen. An Heiligabend, 24. Dezember ab 14.30 Uhr dann ein Novum: Nach einem Wortgottesdienst mit Pfarrer Stefan Dumont wird im Anschluss das Spiel der „Lebenden Krippe“ zum 500. Mal aufgeführt. Eine würdige und dem hohen christlichen Feiertag angemessene Möglichkeit, nochmals viele Freunde und Bekannte im Weihnachtsdorf zu treffen und sich ein frohes Fest zu wünschen.